Samy

 

3. Die Krankengeschichte von Samy:

Samy (13), das arme Häschen, dürfte wohl der nächste sein, den wir verabschieden müssen. Er hat jetzt zusätzlich zu seinem schweren Leberschaden auch noch Diabetes, von zu viel Kortison, das wir aber nicht absetzen können, weil sonst die Leber schlapp macht… Nachtrag vom 8. 7. 11: gestern haben wir per Blutbild erfahren, dass er jetzt auch noch akutes Nierenversagen hat – die Blutbildung ist auch gestört, die Erythrozytenzahl hat sich in einer Woche halbiert – da können wir dann wohl auch nichts mehr machen, natürlich versuchen wir es trotzdem mit weniger Kortison und Antibiose, die nicht über die Nieren abgebaut wird…

Wenn gar nichts mehr hilft, gilt es,  den gutem Augenblick abzupassen…

– und vorher brauchen wir natürlich die RICHTIGE Diagnostik…. Re

NACHTRAG am 20. 7. 2011:

Blutbild vom 18. 7. 2011: Samy hat jetzt einen heftigen Diabetes Fruktosamin bei 650) , der durch zu viel Kortison / prednisolon ausgelöst wurde. Er bekommt jetzt 2 x tgl 1 i.E. Insulin gespritzt, obwohl die gleichzeitige Gabe mit Kortison contraindiziert ist (weil das Prednisolon das Insulin wegholt). Wegen der kranken Leber können wir auf regelmäßige Gabe von Kortison nicht verzichten. Dadurch wird dieser prednisolon-induzierte Diabetes aufrecht erhalten. Wir müssen es jetzt eben falsch (= nicht nach Lehrbuch) machen, weil es der Katze jetzt damit einigermassen gut geht. Wir haben noch etwas geändert in der Medikation: Samy bekommt jetzt  täglich 1/ 4 prednisolon anstatt alle 2 Tage eine halbe. Denn wir brauchen einen gleichmäßigen Spiegel wegen der 2 x täglichen zusätzlichen Gabe von Insulin.

Nachtrag vom 24. 7. 11: Samy wandelt wieder topfit über den Hof. Die Blutwerte sind plötzlich in Ordnung (ausser den Erythrozyten, die haben wir noch nicht, weil unser Tierarzt gern jeden einzelnen Blutbestandteil einzeln beim Labor abfragt anstatt 1 x im großen Blutbild, was viel aussagekräftiger und für uns preiswerter wäre) :

Die Leber- und die Nierenwerte sind jetzt wieder im Normbereich – der Blutzucker war bei der letzten Messung noch viel zu hoch, aber seit 4 Tagen bekommt Samy trotz (bzw. neben Prednisolon) 2 x täglich morgens und abend 1 iE Insulin. Die Wirkung ist verblüffend: Das Fell glänzt wieder, er säuft viel weniger, er bricht hinten nicht mehr ein beim Springen und Laufen, d.h. er wackelt nicht mehr beim Gehen… Und er schnurrt wieder und stubst mich mit großer Kraft…

Wir sind überrascht und sehr froh… Am kommenden Montag überprüfen wir das Hämoglobin, die Erythrozyten, die Leukozyten, Thrombozyten und den Blutzucker noch einmal…

Nachtrag vom 27. 8. 2011:

Die Blutwerte waren alle prima – ausser der Glukose und dem Fruktosamin, also dem Zucker-Langzeitwert.

Das bedeutet, dass der Kater, der auch schwach auf der Hinterhand ist – obwohl er jetzt 2 – 3 iE Insulin morgens und abends bekommt – und viel zu viel Urin absetzt, mehr und regelmäßig Insulin braucht. Wir versuchen es jetzt seit 3 Wochen mit 3 iE morgens und abends. Wir messen die Wassermenge, die er trinkt und wiegen die Futtermenge, die er frißt.

Dem Kater geht es damit deutlich sichtbar sehr viel besser. Er fängt nach einer Woche wieder an, ohne zu torkeln auf den Zehen zu laufen (anstatt auf der Hacke). Er bewegt sich insgesamt sicherer – und stubst und schnurrt auch wieder kräftiger. Man könnte meinen, man hat eine gesunde Katze vor sich – aber das gilt eben nur so lange wie ich 2 x tgl. alle Medikamente gebe, die er für seine Stabilität braucht: und das sind Insulin und Prednisolon – und evtl. auch Duphamox, also ein halbwegs verträgliches Antibiotikum. Wir versuchen aber jetzt, ob wir letzteres weglassen können, wenn wir die Menge Insulin beibehalten oder leicht erhöhen. Scheint’s bekommt er nämlich (wie Menschen) sofort Durchfall (ohne Krankeitserreger) sobald wir die Menge an Insulin reduzieren…

So schön sieht unser Kätzchen jetzt, am 27. 8. 2011, wieder aus…#

Fortsetzung vom 9. 9. 2011:

Jetzt haben wir den Salat:

Samy ist es übel. Er schüttelt den Kopf und leckt sich die Lippen – warum? Folgende Möglichkeiten muss man erwägen:

1. Ich befürchte, dass seine Leber mir übel genommen hat, dass ich vor 10 Tagen damit aufgehört habe, ihm alle 2 Tage Duphamox zu spritzen. Die Leber brqaucht dieses Antibiotikum offenbar um weiter arbeiten zu können. Wirhaben gestern großes Blutbild machen lassen, um rauszukriegen, warum dem Kater übel ist. Leider bekommen wir die Werte frühestens übermorgen – was zu lange ist, d.h. bei diesem Tierarzt dauert der Erhalt der Laborwerte zu lange. Das dient nur dem Tierarzt und gar nicht dem Halter und seiner Katze… denn die Katze muss 2 Tage lang (oder auch länger, bis eben die Werte da sind) auf die RICHTIGE Behandlung warten… (dort meisten 4Tage lang)…

2. … vor 6 Tagen hat er 2 x geniest – und dann seine Futtermenge erheblich reduziert. Ich hatte die gewohnte Insulinmenge aber nur geringsfügig reduziert. Dadurch geriet der Kater in einen Unterzuckerungszustand, durch den der Katze übel wird. Sie braucht einen normalen Blutzuckerwert 160 – 300, um überhaupt Appetit zu haben. Das wußte ich nicht. Ich habe ihm bei einem Glukosewert von 256 mg / dl trotzdem 1,5 iE Insulin gespritzt – und sofort ist der Zuckerspiegel auf 23 mg / dl gesunken, der Kater hat nichts mehr gefressen und lag nur noch schlaff auf der Seite im Körbchen. Er war aber noch bei Bewußtsein. Ich habe ihm sofort Dextrose mir Wasser (1 g pro kg Körpergewicht) mit einer Spritze eingeflöst … und musste dann leider weg… als ich wiederkam, ging es ihm einigermaßen gut…

Woran merkt man, dass eine Katze unterzuckert ist? Sie trinkt zu wenig, frißt fast gar nichts und taumelt auf den Zehenspitzen beim Laufen. Bei der Überzuckerung taumeln die Katzen auf den Hacken der Hinterbeine. Evtl läuft der unterzuckerte  KATER auch stereotyp im Kreis und klemmt sich schreiend in einen Spalt, wo er dann feststeckt (das tat Luzie)…

3.  …aber er frißt noch, wenn auch weniger als sonst. Deshalb kann sein Unwohlsein auch daran liegen, dass er durch die zu geringe Aufnahme von Flüssigkeit (wegen Unterzuckerung) verstopft ist… Er hat 4 Tage lang keinen Kot abgesetzt… aber heute endlich einen großen Haufen. Trotzdem schüttelt er noch mit dem Kopf und leckt sich die Lippen, was ein deutliches Anzeichen von Übelkeit ist. Die Scheimhäute sind auch etwas blass…

Er ist sehr anämisch: das Hämoglbin und die Erythrozzyten sind nur halb so viele wie sie mindestens sein sollten… Warum? Keiner weiß es wirklich. Später stellt sich heraus: durch die länger andauernde Gabe von Amoxycillin / Duphamox wird es wieder besser… 

Und er ist sehr, sehr verschmust… so sehr wie noch nie.

 6. 10. 2011:

Samy lebt noch – und offenbar meistens mit einigem Behagen. Er ist so ein lieber Kerl, dass ich die Plage des Sorgens relativ willig auf mich nehme: einem alten Kater, der sowieso bald sterben wird, Tag für Tag 3 – 4 mal  nach der Uhr Tabletten und Spritzen zu verabreichen, das ist schon ein erheblicher Pflegeaufwand. Er ist genau so anstrengend und nervenaufreibend wie bei menschlichen Anverwandten, wenn sie versorgt und gepflegt werden müssen. Da fragt man sich gelegentlich, ob das denn sein muss… Ein Jahr lang geht diese Prozedur nun schon. Das mindeste, was ich dabei gelernt habe, ist, dass die Segnungen der Tier(schul)medizin alle dieselben Risiken und Nebenwirkungen haben wie die Medizin für Menschen…

Aber dann ist das Kätzchen wieder so dankbar und freundlich, dass man sich keine Fragen mehr stellt, sondern tut, was getan werden muss damit der zarte alte Knabe seine letzte Zeit möglichst schmerzfrei und ungestört verbringen kann. Vielleicht machen ihm ja die Hofspaziergänge bei diesem goldenen Herstwetter noch etwas Freude – und offenbar genießt er auch meine stetige Aufmerksamkeit…

Oktober 2011: Ein Besuch bei einem anderen TA, Dr. H., gibt mir noch eine neue mögliche Ursache für Katerchens Übelkeit zu bedenken:

Aus Bequemlichkeit und auch aus Tierfreundlichkeit habe ich ihm seine viertel Tablette Prednisolon, die er jeden Tag bekommn muss, zermahlen in einer leckeren Katzenfuttersoße beigebracht. So hat er sie anstandslos eingenommen und wir hatten keinen Stress: Wenn ich die viertel Pille am Stück in sein Mäulchen werfe, spuckt er sie meistens innerhalb von 2 Minuten wieder aus, auch wenn ich seine Soße hinterherschiebe… Nach dem 4. Versuch hat er gewonnen und wird auch richtig stark inder Gegenwehr… Also: zermalen und in Soße habe ICH kein Problem mit der Eingabe – aber Katerchen kriegt Gastritis, weil das nach und nach aufgenommene Pillenpuder in der Soße die Schleimhäute fortgesetzt reizt. Wenn wir Pech haben, fängt er auch an zu erbrechen…

Also bleibt eigentlich nur, das Prednisolon subcutan zu spritzen. Dazu nehmen wir Insulinnadeln und geben etwas mehr,  denn offenbar ist die Aufnahme von subcutan verabreichtem Prednisolon geringer als wenn man es mit Pille gleich dem Wirkungsort sehr nahe bringt. Eindeutig ist, dass dem Kater weniger übel ist, wenn Prednisolon gespritzt wird… Jedenfalls erbricht er seltener…

Und auch das andere Problem ist plötzlich weg: trotz der täglichen Verabreichung von Kortison hat der Kater nun seit etwa 10 Tagen keinen Diabetes mehr. Er darf kein Insulin mehr bekommen, denn er erbricht 7 Std danach jämmerlich, also zum Zeitpunkt der höchsten Insulinfreisetzung des Depots. Und er ist zu diesem Zeitpunkt auch wiederholt unterzuckert mit Werten von um die 100 mg/dl – bei einer Dosierung von 0,5 iE!!!  Also: Schluss mit Insulin, Gott sei Dank! Das ist im Zusammenspiel mit der Verabreichung von Kortison sowieso wie Achterbahnfahren… sehr schwierig, richtig einzuschätzen und  zu handeln…

10. 10. 2011: Das erste Problem, das ich mit Samy hatte, tritt nun aber in ganz neuer Hochform wieder auf: der Pinkelball unter dem rechten Fuß nimmt überhand:

Hier frißt Samy Käsebröckchen, die im Flur auf dem Teppich liegen – und man sieht sehr genau die schlimme rechte Pfote. Dieses Streu aus Tonerdegranulat (von dm) klebt wie der Teufel und fällt auch nicht ab, wenn er darauf herumläuft. Dabei ist der Ball nicht mal mehr mit Zucker im Urin verklebt. Die Entstehung dieser Bälle ist auf verschiedeneUrsachen zurückzuführen:

1. Der Kater trinkt häufig, weil er auch Trockenfutter frißt – und er wedelt vor dem Trinken mit der Pfote im Trinknapf, vielleicht, um möglicherweise auf der Oberfläche schwimmende Katzenhaare wegzuschieben…

2. Dann geht er mit der nassen Pfote ins Katzenklo und scharrt wie verrückt. Dabei verbindet sich das Streu mit dem nassen Fell der Pfote und mit dem feuchten Raum zwischen den Zehen… Vielleicht scharrt er nach dem kleinen Geschäft auch noch im klebrigen neuen Pinkelball herum, das dürfte dann als Entstehungsursache für fest zementierte Bälle an der rechten Pfote reichen… Wir werden uns also wohl nach einer anderen Füllung für seine beiden Klos umsehen müssen, so dass ich ihm nicht alle 2 Tage die Pfote in einem Eimer mit warmem Wasser waschen muss, was er nicht besonders mag…

Zunächst mal mische ich, was er hat, mit Sand…

 

 23. 11. 2011:

Samy lebt noch immer. Und zwar besser als noch vor einem Monat. Sein Fell sieht wieder manierlich aus seitdem wir ihm die Medikamente in einem Brei verabreichen, den er suchtmäßig inhaliert – anstatt sie unter die Haut zu spritzen.  

Samy hat keinen Diabetes mehr, ist aber sehr dünn und anämisch. Er hat wahrscheinlich starke Nierenprobleme, denn er mach jeden Tag 25 Pinkelbälle, das ist auch für einen Kater zu viel, der täglich 1 / 4 Tablette Prednisolon 5 mg bekommt. Diese Medikation ist aber unverzichtbar.

Samy frißt jetzt leider am liebsten, was eine nierenkranke Katze nicht frssen sollte: eiweißreiche Aufbaunahrung / Ergänzungsfutter für Katzen. Physisch geht es ihm damit viel besser: er ist weniger hungrig, er ist stärker und schwankt nicht mehr beim Springen und Laufen, offenbar hat er wieder etwas Muskulatur aufgebaut.

Samy nimmt interessiert an unserem Familienleben teil. Er haut die andere Katze nicht mehr, mit der er unsere Wohnung teilen muss. Und die nächtlichen Besuche von Mignon, die ihm auf der Suche nach Futter ins Klo pinkelt, weil er in ihr Klo pinkelt, er ignoriert sie einfach.

Samy hat keinen Pinkelball mehr am Fuß: er hat gelernt, sich selber die Pfote in einer Schüssel zu waschen – kluges Kätzchen!

Seit gestern bekommt Samy zusätzlich zu der eiweißhaltigen Kalorienbombe auch noch Nierendiät-Futter. Eine von den Sorten frißt er gern – und ich meine, er säuft und uriniert schon etwas weniger.

Insgesamt ist er so wenig scheu, freundlich und kontaktwillig wie noch nie in seinem Leben. Er hat es in 12jähriger Krankheit hingekriegt, dass sich EIN MENSCH (meistens ich!) mehrmals täglich um ihn kümmern muss. Und genau so wollen die meisten Katzen das: mindestens einen Menschen, der den ganzen Tag lang für ihre Bedienung  und die Erfüllung ihrer Wünsche sorgt: Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal!

6. 1. 2012:

Samy hatte sich in den letzten Wochen berappelt und mit dem Verzehr von 1,5 – 2 Tüten Convalescence Support bis jetzt ziemlich fit bleiben können. An Weihnachten 2011 haben wir seinen 14. geburtstag gefeiert und ordentlich gekuschelt und geschmust – mit Schwester „Winzig“ zusammen. An Sylvester hat er aber wegen der Knallerei und dem geschrei in unserem hausflur ein paar Stunden lang nichts gefressen – und dadurch hat er völlig abgebaut. Nun liegt Samy endlich doch im Sterben, es tut mir sehr leid, wir können jetzt auch nichts mehr dran „drehen“ wie in den letzten 12 von seinen insgesamt 14 Jahren, die er trotz chronischer Hepatitis einigermassen gut hinter sich gebracht hat. 

So hat sein Leben angefangen: Immer schon ein richtiges Muttersöhnchen, hat er eigentlich immer nur an ihr gehangen – und als sie gestorben war dann an mir…

Mammi mit Winzig (links) und Samy im Januar 1998

Die Seite wurde zuletzt geändert am 5 Januar 2012.