Der „Tiger“

 Krankengeschichte Nr. 1: Der Tiger

1. Der Tiger (mindestens 15 Jahre alt) hat Plasmazellgingivitis und FORL, also zwei verschiedene sehr schmerzhafte Zahnerkrankungen, die dazu führen, dass er vor Futter flüchtet, weil das Fressen schmerzhaft ist. Die Zahnsanierungskosten dürften im Bereich von um die 500 € liegen – wenn es gelingt, ihn vorher so weit zu stabilisieren, dass er die OP übersteht… Denn er ist auch Leukose-positiv (erkrankt) und sollte deshalb kein Kortison bekommen. Denn dieses Medikament fährt das Immunsystem herunter, so dass die Leukose leichter ausbrechen kann. Er muss aber Prednisolon / Kortison bekommen wegen der Plasmazellgingivitis und auch damit er tüchtig Hunger hat und trotz Zahnschmerzen frißt… Was man mit wieviel Aufwand und für wieviel Geld von welchem Tierarzt mit der Katze machen lässt, das ist eine sehr schwere Entscheidung, die der HALTER treffen muss – und das obwohl die meisten Halter nicht wirklich viel Ahnung von Tiermedizin haben – und schon gar nicht viel Erfahrung über den Krankheitsverlauf bei einer Vielzahl von Tieren mit derselben Erkrankung…

NACHTRAG VOM 19.7.2011: Dem Tiger wurden gestern die verfaulten Zahnwurzeln herausgenommen, der Zahnarzt hat uns einen Sonderpreis gemacht (300.-€) – jetzt ist er putzmunter, lieb und hungrig – und wie neu.

Nachtrag vom Do, 21. 7. 2011:

Der Tiger frißt seit 2 Tagen fast nichts mehr (ausser etwas a/d von Hills und anderem püriertem Feuchtfutter), er riecht auch wieder nach Eiter aus dem Maul. Wir waren heute zur Nachkontrolle beim Zahn-Tierarzt, der uns erklärt hat, dass es angesichts des durch prednisolon und Leukose heruntergefahrenen Immunsystems nicht verwunderlich ist, dass der Tiger sich von der Zahn-OP schlechter erholt als alle anderen Katzen von uns, deren Zähne er bisher saniert hat. Insgesamt macht der Tiger aber noch einen guten Eindruck. Er klammert ziemlich stark an Menschen und will dauernd beschmust werden, wofür ich keine Zeit habe… Wenn man ihn lange genug beschmust, frißt er auch wenig  von dem zu „Süppchen“ verarbeiteten Feuchtfutterpüree…

Wir haben das große Problem mit ihm, dass er unser einziger Leukose-positiver Kater und vermutlich Ausscheider ist, so dass wir ihn getrennt halten müssen von den anderen Katzen. Er nimmt uns dadurch einen großen Raum weg und behindert die übrigen Tiere in der freien Fortbewegung über das Gelände.

 

Wer kennt einen Menschen, der selber keine oder eine Leukose-positive Katze hat und ihn aufnehmen würde?

29. 7. 2011: Gute Nachrichten vom gestromten „Tiger“: Die Wunden im Maul sind alle verheilt, es gibt auch keinen Eiter mehr. Der „Tiger“ frißt wieder tüchtig von allem, was ihm schmeckt (= ca 70 g TF plus 80 g FF pro Nacht und tagsüber Hapse) – und er springt wieder kräftig. Und das bei täglich 5 iE prednisolon am Tag (wenn die Katze nicht richtig frißt, spritzen wir prednisolon flüssig subcuten mit Insulinspritzen, weil die richtige Menge dann garantiert in die Katze kommt – sobald der Kater wieder auffrißt und solange er allein gehalten wird, bekommt er dann wieder die geteilte Tablette ins Futter). Wir wollen – nach den Erfahrungen mit Samy – das prednisolon weiter runterfahren, denn wir möchten nicht noch einen Diabetiker erzeugen, schon weil das mit hohem Arbeitsaufwand und bemerkbaren Kosten verbunden ist (abgesehen davon, dass es für die Katze kein Vergnügen ist). Allerdings mahnt uns unser TA zur Vorsicht beim Ausschleichen: Er meint nämlich, die Plasmazellgingivitis könnte wieder auftreten (durch Defekte im Immunsystem wegen Leukose) Der TA sagt auch, dass die Verabreichung von prednisolon eine Verlangsamung der Zellteilung bei Tumoren mit sich bringt. Auf jeden Fall beobachten wir diesen jetzt wieder gesund und glücklich aussehenden Kater sehr genau, was sein Fell und seine Trink- und Ausscheidungsmengen angeht…Um so etwas sehr gut abwägen zu können, braucht man sehr viel Erfahrung damit…  Re 

 7. 11. 2011:

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Betreff: „Tiger“ ist im Katzenhimmel

„Tiger“ ist tot, vH hat ihn gestern eingeschläfert, weil er sehr starke neurologische Ausfälle hatte, so dass gar nichts mehr ging und er auch nicht mehr bei Sinnen war. Das einzige, was noch richtig bei ihm fuktioniert hat, war die Empfindung – und die bestand aus Schmerz bei jeder Berührung…

Was soll ich dazu sagen ausser dass ich sehr traurig bin, dass diese große Katzenpersönlichkeit, die 12 Jahre lang so gern bei uns war (weil unvermittelbar wegen Pisserei) und uns mit seiner Liebe, Freundlichkeit und Geduld beglückt hat, nun nicht mehr da ist…

Also lasse ich jemand anderen sprechen:

Vier Füße im Himmel

 Dein Lieblingssessel ist nun leer,  kein Schnurren kündet von Behagen,  kein Samtgetrippel grüßt mich mehr, und niemand will mein Schuhband jagen.

 Dein bisschen Habe steht im Schrank,  du kommst ja doch nie mehr zurück,  und ewig schulde ich dir Dank  für Freude, Trost und Spaß und Glück.

 Kein Schmieren und kein Maunzgeschrei  sagt mehr: wo bleibt denn nur mein Fresschen?  Wo Spielzeug war und Katzenbrei  ist jetzt ein einsam leeres Gässchen.

 Von Gott hast du das Katzenrecht,  das dir nach irdischem Getümmel,  nach Sorgen, Zärtlichkeit, Gefecht  ein Kuschelplätzchen schafft im Himmel.

 

Unser lieber Tiger wurde am 7. 11. 2011 wegn zahlreicher neurologischer Störungen und hirnorganisch bedingter Ausfälle eingeschläfert. 

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Die Seite wurde zuletzt geändert am 21 November 2011.