„Mignon“ hier 2011 zu Besuch bei „Samy“: sie untersucht mit der Nase, was mit ihm los ist:
Alle wundern sich, dass Mignon (in 2012 mindestens 15 Jahre alt) noch immer lebt – aber so ist es (auch 2013 noch). Trotz Lungenfibrose aufgrund von chronischem Asthma – und dank ununterbrochener Antibiose seit 7 Jahren. Noch dazu leidet sie unter „Apneu“, d.h., sie verlegt sich im Schlaf die Luftröhre, was zu Sauerstoffmangel im Gehirn führt, der einen epileptischen Anfall auslöst. Sie braucht und fordert danach und sowieso 3 x täglich „Süppchen“ (d.h. püriertes Katzenfutter mit Wasser und Vitamin-Taurinpulver) und reklamiert es nach jedem epileptischen Anfall v.a. auch nachts so lange, bis ich endgültig wach bin und aufstehe um es zu machen und zu servieren. Sie möchte nach dem Angst erregenden Erstickungsanfall nicht nur gefüttert sondern auch geschmust werden, damit die Welt in Ordnung ist. Egal zu welcher Uhrzeit. Und Haare und krallen läßt sie sich nur in den 3 – 5 Minuten nach dem Anfall schneiden solange wie sie noch benommen und steif ist…
Mignons Mahlzeiten bestehen 2 x täglich aus einem Ritual, das genau eingehalten werden muss, damit man alles reinkriegt, was sie braucht um weiterleben zu können. Anna (unten) ist Fütterungsexpertin:
1. Zuerst beschmust man sie bis sie „winkt“. Dann bekommt sie 5 – 8 Körnchen Trockenfutter von „RC Obesity“ oder „Vet-concept Mature“ oder „RC Fibre“ einzeln in den Mund gesteckt. Danach stecken wir ihr statt Körnchen eine antibiotische Pille in den Mund, die sie wie ein Körnchen frißt (Synulox 5 mg schmeckt offenbar nach nichts – oder Mingon ist sehr tolerant.) Nun bekommt sie noch einmal 2 – 3 oder auch 5 Körchen. Danach gibt es 1 x täglich 1 – 2 cm Vitamin- und Taurinpaste, es sei denn, wir tun eine Prise dieser Zutaten als Puder in ihr Süppchen. (Die Masseinheit „eine Prise“ ist so viel wie man zwischen Daumen und Zeigefinger aus der Dose nehmen kann.)
Nun folgt GANZ UNVERZICHTBAR die Verabreichung von 2 cm Maltpaste morgens und 4 – 5 cm Maltpaste abends. Wenn sie dieses medikament nicht bekommt, kann sie keinen Kot absetzen. Der Bauch wird dann so hart, dass das zwerchfell nicht mehr schwingen kann. Da sie nur noch etwa 30 % Lungengewebe hat (der Rest ist durch chronisches Asthma bindegewebig umgewandelt), bekommt sie nicht genug Luft, wenn der Bauch nicht ganz locker ist. Nicht genug Sauerstoff zu bekommen, das bedeutet bei Mignon, dass sie einen Erstickungsanfall nach dem anderen bekommt. Im Notfall muss man dann einen Einlauf machen. (Sie fährt gern (nur) zu IHREM Tierarzt und beruhigt sich sobald wir losfahren… Ich bin schon wiederholt mit der vermeintlich sterbenden Mignon zu ihrem TA gerast, die dann dort angekommen beruhigt und kontaktfreudig in ihrer Kiste saß und sich vom Personal der Praxis mit Körnchen füttern und schmusen ließ….)
Am Schluss jeder Mahlzeit bekommt Mignon (2 x tgl.) je 200 – 250 ml „Süppchen“, d.h. püriertes Katzenfutter mit Wasser im Verhältnis 2:1. Das Katzenfutter sollte enthalten: 1/ 2 Tüte Kitekat Lachs, 1/ 2 Schale Saphir Wellness, 1/ 2 schale Saphir light oder Senior, 1/2 Tüte Whiskas oder ein anderes Senior-Tütenfutter. Vor der Zuberietung im Mixer sollte es mit 1/3 bis 1/4 heißem Wasser verlängert werden, so dass es nachher gut flüssig aber nicht zu dünn ist. Wenn Mignon nicht zusätzlich 1 x tgl. 1 – 2 cm Vitaminpaste bekommen hat, sollte das „Süppchen“ auch eine Prise Taurin- und Vitaminpuder enthalten. (Mignon hat jetzt wieder ein viel schöneres und fast Schuppen-freies Fell seitdem sie Taurin- und Vitaminpulver zugesetzt bekommt!) Wernn sie einen Rest in der Schale läßt, verstecken wir die Schale so, dass sie sie findet (denn sie kann ja noch gut riechen!), wenn sie durstig ist – aber so, dass sie sie nicht umstößt, wenn sie ihren Anfall bekommt und im Raum umherfliegt.
Manchmal nehmen wir für die Herstellung von „Süppchen“ schon fertig püriertes Feuchtfutter aus der Dose wie z.B. Gourmet Thunfisch mit Wasser verdünnt. Aus Gründen der Zeitersparnis (vor allem nachts) geht das schon mal, wird aber von Mignon nicht wirklich gern gefressen (und dann säuft sie zu wenig!). Gestern nahm sie sogar eine verdünnte Portion Hipps Babybrei „Bio-Hühnchen püriert“ zu sich, das war eine Spende. Sie hat sich gewundert, aber sie hat es gefressen, wie die meisten anderen Katzen auch….
Falls Mignon Krallen und / oder Haare geschnitten bekommen muss, so geht das nur in den 3 – 5 Minuten Schockstarre nach dem Anfall. Denn ohne Starrkrampf läßt sie sich nicht anfassen. Das ist auch dann so, wenn sie turnusmäßig diese Apneu-Anfälle nachts um 3 h bekommt. Dann ist man eben bis 4 h früh damit beschäftigt, das Fell zu scheren.
Ich vermute, dass ihre Nieren es nun schon so lange mitmachen, weil sie dank „Süppchen“ so viel trinkt…
Ohne mindestens 5 cm Maltpaste pro Tag wäre sie schon längst erstickt, denn der Kot ist zu fest – trotz „RC Fibre“. An Verfettung gestorben wäre sie schon lngst, wenn wir nicht gut dosiert 3 x täglich 8 Körnchen von „RC Obesity“ füttern würden…
Aber sie lebt. „Mignon überlebt uns noch alle!“ heißt es inzwischen. Fast ganz blind und halb taub, bewegungsbehindert durch X-beine, Arthrose und Hornfortsätze zwischen den zehen. Sie sitzt nun hier seit 8 Jahren in ihrem selbst gewählten „Nest“im für sie gepolsterten untersten Regalbrett im Bad, frißt, säuft, schläft, geht aufs Klo oder auch mal in ein anderes Zimmer um mich zu suchen oder eine andere Katze zu besuchen. Unglaublich. Wir hatten sie eigentlich nur aufgenommen, weil ihre Haltung und Bedienung für die Familie, in der sie lebte, eine Zumutung war. Als wir sie aufgenommen haben, waren wir davon ausgegangen, dass sie im guten Fall sowieso nur noch ein oder zwei Jahre lebt. Das war 2004!
Schade, dass wir den Kontakt zu den Engländern, von denen wir sie bekommen hatten, verloren haben nachdem diese in England umgezogen sind. Das letzte, was wir von ihnen gehört haben war, dass Mignons „Verlobter“ namens Max, 2 – 3 Jahre jünger als Mignon und ganz gesund, in England 2011 an einer schweren Krankheit verstorben ist und eingeschläfert wurde. Mignon sollte 2004 auch eingeschläfert werden, weil die Familie, in der sie lebte, ihre aufwändige Bedienung nicht leisten konnte. Da wir sie schon jahrelang als Gast immer wieder bei uns hatten, haben wir sie dann mit einer Spende von 1000 € übernommen (die wir im ersten Jahr für TA und Spezialfutter + Medikamente verbraucht haben!)
Es gibt in Berlin nicht wirklich viel Katzenmenschen, die sich mit der Pflege einer solchen Katze gut genug auskennen – und noch weniger, die bereit dazu sind, die viele Arbeit zu tun und ihr Leben danach auszurichten… Ich habe es getan, weil ich Katze studiere….
Renate im Juni 2013
Die Seite wurde zuletzt geändert am 7 Juni 2013.