Füttern von Jungvögeln

Vögel – Aufzucht von jungen Spatzen und Amseln …

Freilaufende Katzen bringen ihren Haltern alles mögliche von draußen mit: vor allem Regenwürmer, Tempotaschentücher, Putzlappen, Taubenfedern, kleine Spielzeugfiguren aus Plastik, Schmetterlinge, Katzenfelle (!), Mäuse und leider auch immer wieder junge Vögel.

Bei den Vögeln handelt es sich fast ausschließlich um Jungtiere aus den Nachbargärten, die nicht mehr gefüttert werden, aber noch nicht fliegen können. Es geht also um die paar Tage der Ablösung von der Vogelmutter, die eine Brut braucht, um sich selber ernähren und fliegen zu können. In dieser Übergangszeit hüpfen die Jungvögel mit ihrer Mutter am Boden herum und picken alles Mögliche. Vermutlich bringt die Mutter ihnen bei, was sie fressen können und dürfen…

Dadurch sind sie für unsere Katzen ohne Mühe erreichbar. Unsere satten Katzen bringen mir die jungen, satten Vögel immer in völlig unverletztem Zustand. Ich darf sie ihnen auch abnehmen und nach meinem Gutdünken entscheiden, was nun mit ihnen passieren soll.

Unsere Katzen bringen uns fast immer Spatzen, Amseln und vielleicht auch mal einen Grünling.

Junge Vögel, die noch von einer Mutter gefüttert werden, haben orange Signalecken rechts und links vom Schnabel. Sie sperren auch, wenn man ihren Schnabel mit einem Stöckchen berührt, d.h., sie sperren den Schnabel auf und lassen ihn offen stehen in der Erwartung, dass man etwas Genießbares hereintut. Die Signalecken werden nach und nach gelb und verblassen im Lauf der Zeit ganz.

Ich habe meinen Tieren natürlich immer gezeigt, dass ich mich über das Geschenk der unverletzten Vögel sehr freue – aber war dann auch ganz entschieden darin, es für mich zu behalten.

Der „geschenkte“ Vogel und ich, wir haben uns dann in die (katzenfreie) Küche gesetzt und überlegt, was ich für den Vogel tun kann. Am Anfang sind mir die Jungvögel alle eingegangen:

Ich konnte die Vögel ja nicht in den Nachbargarten zu ihrer Mutter zurückbringen, weil die Katzen sie mir gleich wieder gebracht hätten. Die ersten dicken Amseln habe ich in den Gärten der gegenüberliegenden Häuserzeile ausgesetzt, denn dort gibt es keine Katzen: dort gibt es aber auch keine fütternden Mütter und vor allem kein Wasser. Nach ein paar Wochen habe ich die Skelette gefunden … Es tut mir immer so leid, wenn Lebewesen durch die Blödheit von Menschen umkommen.

Dann habe ich die Vögel, die schon fliegen konnten, im Charlottenburger Schlosspark ausgesetzt: diese Tiere sind mit einem Jubelschrei aus der Kiste geklettert und losgeflogen.

„Hauptsache, es gibt dort keine Krähen!“ sagte unsere Tierärztin dazu. Im Schlosspark bzw. um die angrenzenden Klinikgebäude gibt es aber Unmengen von Nebelkrähen …

Trotzdem hatten diese Vögel m. E. eine gute Chance zum Überleben … An den Ufern der Tümpel konnten sie sich im Schilf gut verstecken, und das modrige Wasser bot eine Menge an Nahrung …

Schließlich hatte ich das Bedürfnis, die Vögel selber für die paar Tage lang zu füttern bis sie fliegen können. Das Problem war nur, dass sie starben, sobald sie die von mir angebotene Nahrung zu sich genommen hatten. Dabei hatte ich auf den Rat der Frau aus dem Zooladen hin, das beste gekauft, was uns gut für Vögel schien… Holländer Käse, Tartar …

Schließlich sagten mir unsere Haustierärzte, dass eine Bekannte von ihnen viel Erfolg mir der Aufzucht von Vögeln mit Kanarienvögel-Aufzuchtfutter (4.- DM pro Schachtel) hatte.

Also kaufte ich es für das nächste „Geschenk“.

Das nächste Geschenk war ein junger Spatz, der zwar schon fressen, aber noch nicht fliegen konnte. Dieses „Geschenk“ musste ich allerdings unserer „Bine“ abnehmen, die mich nicht so großzügig bedenkt wie ihre Schwester Ntschotschi und die es eigentlich auch nicht mag, wenn ich ihr das Spielzeug wegnehme.

Diesen Spatzen taufte ich „Maxi“. Er bekam als Wohnort einen mit Plastikgitter ausgelegten ausgedienten Hasenkäfig von unserer Nachbarin mit Blättern und Zweigen darin.

Am Boden des Käfigs stand auch ein Schälchen mit Haferschleim, den er verschmähte, mit Sittich-Aufzuchtkörnern, die er ignorierte und mit Wasser, in das er versehentlich einmal trat.

Immerhin bezog der Spatz zwei Stunden nach seinem Einzug in den Käfig in meiner Küche den Ast in seinem Käfig. Dort saß er und verstecke sich nicht mehr vor mir im Laub. Zwei Stunden später hatte er begriffen, dass die Körner, die an der Spitze des Stöckchens klebten, das ich ihm vor und an den Schnabel hielt, ausgesprochen lecker schmeckten. Er hackte auf den Stöckchen herum und stopfte sich die Backen voll. Er trank auch mit Vergnügen die Tropfen, die ich ihm ebenfalls an der Spitze des Stöckchens hängend servierte.

Da ich nicht wusste, wie oft am Tag eine Vogelmutter ihrem Jungen etwas zu fressen bringt, probierte ich es alle halbe Stunde, dann alle Stunde. Bis zum nächsten Tag wurde er ein kräftiger Esser.

Am nächsten Tag kannte er mich schon – und wusste auch, dass ich ihm Futter anbiete. Er pickte wild auf dem Stöckchen herum und fraß sich voll. Ich war mir unklar darüber, ob ich ihn aus dem Käfig lassen konnte und sollte: Mehrere Leute hatten mir gesagt, dass die Aufzucht von jungen Spatzen in Unfreiheit sehr schwierig ist. Da sich der Vogel in der Küche aber so hätte verstecken können, dass ich ihn nicht finden und füttern kann, ließ ich ihn erst mal im Käfig … Aber ich stellte das Küchenfenster auf kippen, so dass er wenigstens an der frischen Luft war…

Vormittags fraß er fleißig von meinem Stöckchen. Nach dem Mittagessen war der Käfig leer: Er war durch eine kleine Lücke im Plastiknetz herausgeklettert und durch das geöffnete Kippfenster nach draußen geflogen. Inzwischen konnte er fliegen!

Zwei Tage Fütterung mit Sittich-Aufzuchtkörnern hatten gereicht, um ihn durchzukriegen und selbständig werden zu lassen…

Berlin, im Juli 2001
Beska

Die Seite wurde zuletzt geändert am 22 März 2011.