Ich hatte ja schon geschrieben, dass wir beschlossen haben, unseren Tierschutzverein aufzulösen. Das ist gar nicht so einfach.
Es ist wohl ein richtiger Zeitpunkt aus mehrfachen Gründen.
Auslöser war zu DIESEM Zeitpunkt eine Geldforderung von einer amerikanischen Fotoagentur, die von uns 1002 € haben wollte, weil wir 2013 ein Foto von Papst Franziskus (anläßlich seiner Wahl) aus dem Netz auf unsere webseite getan hatten. Die Geldforderung kam aber erst jetzt und lief über eine RA-Kanzlei, die sich auf Fotosuche im Netz spezialisiert hatte (und die uns vor Jahren schon mal ca 400 € für ein Foto abgezwungen hatte). Wir hatten nicht das Bedürfnis, dieser Forderung nachzukommen und beschlossen deshalb die Auflösung unseres Vereins.
Dazu kam unsere Überalterung. Norma und ich sind über 75 und haben kein Bedürfnis mehr nach Büroarbeit.
Es gibt aber einen weiteren Grund für die Auflösung: Wir haben den Eindruck, daß unsere Gesellschaft nicht nur tiertechnisch sondern auch finanziell entgleist. Wir können keinen guten Tierschutz machen, wenn die Regierung Gesetze macht und wirtschaftliche Machenschaften ermöglicht, die unsere Arbeit eher behindern als hilfreich dafür zu sein. Wir fordern und brauchen schon lange Beschränkung von Tiernachwuchs durch Zuchtbeschränkung, also eine Zuchterlaubnis, die darüber befindet, wer züchten darf und wer nicht. Ich weiß, dass diese Forderung illusorisch ist, in der Sache wäre es aber gut, wenn Qualzuchten effektiv verboten werden und wenn Katzenhalter beim Katzenkauf offen gesagt bekommen ob die Katze, die sie annehmen möchten, gesund ist und bleibt oder eher nicht. Es kann ja auch dann jeder, der das möchte, auch eine kranke oder behinderte Katze aufnehmen. Derzeit fällt auf, daß es in Berlin unverhältnismäßig viele junge Rassekatzen auf der Straße gibt, auch Qualzuchten, die gar nicht verkauft werden dürfen.
Zusätzlich zu dem Katzenüberschuß, auch durch unkastrierte Freigängerinnen oder Straßenkatzen, explodieren die Tierarztpreise. Tierarztpraxen werden in GmbHs umgewandelt und Konzernen angegliedert, die am Profit orientiert sind und nicht an der vernünftigen und mitfühlenden tierärztlichen und tierschutzfreundlichen Draufsicht. Beispiele:
Zwei unlängst in unserem Umfeld aufgetauchte Ereignisse möchte ich hier aufführen. Beide betreffen die Tierklinik Valera in Zehlendorf. Den einen haben wir selber in Arbeit:
Unser langjähriges Mitglied Kowi (86) hat aus dem Nachlaß einer Verstorbenen eine Katze zurückbekommen, die er 10 Jahre zuvor an sie vermittelt hatte. Diese 11 Jahre alte Katze, nennen wir sie Krümel, fraß nichts. Das ist auch bei gesunden Katzen häufig der Fall, wenn die Katzen von Verstorbenen längere Zeit nichts zu fressen bekommen haben. Sie müssen auch häufig eine zeitlang zwangsernährt werden bis sie wieder fressen. Kowi brachte nun also die kranke Katze in die Tierklinik Valera in Zehlendorf und bekam sie nach 6 Tagen zurück. Kosten: Ca 3250 €. Natürlich hat Rentner Kowi, Rentner, so viel Geld nicht. Er war geschockt, durfte bar nichts anzahlen und mußte eine Unterschrift für Finanzierung durch einen Finanzdienstleister leisten, um seine Katze wieder mitnehmen zu können. Das hat er auch gemacht. Dann hat er mir Bescheid gesagt und gefragt, ob unser e. V. die Kosten übernehmen kann und will. Wir hatten unser Vereinsguthaben aber – wie vom Finanzamt befohlen – wegen beschlossener Vereinsauflösung schon an einen anderen Tierschutz-e.V. überwiesen. Ich habe in der Klinik angerufen und gefragt, wie sie einem uralten und nicht mehr gut orientierten Mann eine sehr kranke Katze abnehmen und für so viel Geld behandeln können ohne ihm VORHER zu sagen, welche Kosten auf ihn zukommen. Und gefragt, ob wir als Verein die Kosten für ihn übernehmen können. Antwort: Die Tierklinik ist mit der Unterschrift von Klaus beim Finanzdienstleister nicht mehr zuständig. Ich soll mich an ihn wenden. Das hat dann unser Jurist Jo für mich gemacht. Er hat beim FDL angerufen und um einen Deal gebeten. Das hat der FDL abgelehnt (was bedeutet, dass sie lieber gar nichts kriegen als weniger) und gesagt, dass er sich für einen Deal mit der Klinik in Verbindung setzen muss….
Also: rien ne va plus… wir bleiben aber dran…
Und gestern hörte ich dann zufällig bei meiner Hausärztin, daß Bekannte von ihr, nennen wir sie Fam Z., ihr 17 Jahre alte, an akutem Nierenversagen leidende Katze auch in diese Klinik gebracht haben. Sie hatten eine maximale Behandlungssumme von 2.000 € angesagt. 3 Tage später haben sie ihre sterbende Katze wieder abgeholen dürfen und bekamen dazu eine Rechnung von etwa 8.600 €. Die Katze wurde vom Haustierarzt eingeschläfert. So viel zu geschäftlichem und tierärztlichem Prozedere der immer mehr in Mode kommenden tierärztlichen GmbH-Ketten und TierKliniken… Ich plädiere für ein Zurück zum normalen Haustierarzt…
Unser noch normaler TA sagt dazu: Es ist ihm bekannt, dass immer mehr Tierarztpraxen von Investoren aufgekauft werden. Die sind schon mal bereit, dem Inhaber der Tierarztpraxis bis zu 5 Millionen Euros dafür zu bezahlen, dass er ihnen seine Praxis verkauft und sich dann dort als angestellter Tierarzt wieder beschäftigen läßt, dem alle Büroarbeit abgenommen wird. Das ist natürlich verlockend . Es gibt aber hier im Bezirk noch einige, wenige, die diesen Verlockungen widerstehen. Unser TA meint, dass Tierarztkosten am Ende so ähnlich wie menschliche Behandlungen von privaten Haltern nicht mehr bezahlt werden können, weshalb Katzenhalter zunehmend dazu gezwungen sind, Krankenversicherungen für ihre Tiere abzuschließen. Das geht aber nur bei jungen, gesunden Tieren. Und am Ende ist alles in der Hand von EINEM Konzern: Katzenfutterverkauf, Tier-Krankenversicherung, Tierarztbehandlung….
Bedauerlich ist auch, daß es immer weniger Menschen gibt, die sich angesichts der Verschiebungen in der angemessenen Versorgung von Tieren und ihren Haltern und dem immer teurer werdenden Wohnraum überhaupt noch eine Katze leisten können.
Was stimmt nicht mehr in unserer Gesellschaft? in unserer Welt? Was kann der Einzelne daran ändern?
Und:
Der vor meiner Haustür im Korb mit dem Zettel „zu verschenken“ an Ostern 2025 ausgesetzte Kater „Miro“ wurde inzwischen geschoren, kastriert, gechippt und geimpft (leider auch – er hat seitdem „Dreck“ im Augenwinkel, also vtl Herpesviren? Wer weiß, was man tun kann, um das zu ändern? ) – Kosten: ca 600 € – und scheint sich erst mal bei mir so wohl zu fühlen, dass wir nur sehr gemächlich einen mir nachfolgenden neuen Halter suchen. Am liebsten einen Menschen aus unserem ehemaligen Verein /+ Umfeld.
