Haltungsbedingte Katzenkrankheiten frühzeitig erkennen

Rossi
Freilauf

Der seit 16 Jahren bei uns lebende Freigänger und unvermittelbare Pinkelkater Rossini ist nun 19 Jahre alt geworden und orthopädisch immer noch so fit wie ein Turnschuh.  Vor 2 Jahren war er an einer Otitis externa erkrankt (in diesem extrem heißen und trockenen Sommer mit einem Übermass an teilweise unbekannten, neuen Insekten und Milben). Wir haben uns mehr als 18 Monate lang mit mehreren Tierärzten darum bemüht, die Ausbreitung dieser Entzündungen in den Ohren im gesamten Kopfraum zu verhindern bzw. zurückzudrängen. Dies ist aber erst Ende Februar 2020 dank dem Dazukommen vom Tierohrenfacharzt Dr. Brieger aus Zehlendorf gelungen. Gott sei Dank. Jeder Halter einer von den meisten Tierärzten nicht heilbaren Katze weiß, was das für ein Stress fürs Tier und auch für den Halter ist…. Nun sind wir also nach anderthalb Jahren zufrieden und endlich auch wieder entspannt. 

Allerdings hat dieser Kater noch mehr Baustellen. Er frisst seit seinem Erscheinen bei uns, also seit 2004, nichts anderes als Whiskas, inzwischen Whiskas 7 + Tüte Sauce und Gelee (obwohl er ja schon 19 Jahre alt ist, verträgt er Whiskas 11 + z. B. nicht) und Winston Tüte Sauce und Gelee. Solche Fressgewohnheiten sollte man akzeptieren.

Sobald wir ihm Abwechselung oder etwas Gutes (Teures) zukommen lassen wollen, frißt er angetan etwas davon – und später erbricht er es oder bekommt Durchfall. Trotzdem versuche ich es manchmal – vielleicht wegen meiner manchmal werbungsgesteuerten falschen „Denke“. 

Seit einigen Jahren studiere ich nun die hinterwärtigen Absonderungen aller Katzen in bezug auf Konsistenz, Festigkeit, Farbe, Geruch, Menge. Dank Smartphon dokumentiere ich sie auch. Das hört sich wohl etwas irre an, aber seitdem sind unsere Tierarztkosten deutlich gesunken.  Wenn ich Zeit dafür hätte und schmerzlos  sitzen könnte, würde ich eine Katzenkot-Dokumentation für Katzenhalter veröffentlichen um ihnen wenigstens die Grundzüge einer richtigen Fütterung und das richtige, hilfreiche „Kotlesen“ beizubringen.

Vor 5 Jahren hatte Dr. W. vom Hove anläßlich der Erkrankung eines von uns vermittelten,an Pankreatitis erkrankten Katers mit lang anhaltenden Durchfall und Erbrechen als Diagnose gesagt:  Haltungs- und Fütterungsfehler. Leider haben wir damals nicht verstanden, WAS an Haltung und Fütterung falsch war und damit zu der meistens tödlichen Erkrankung bei diesem jungen Kater geführt hatte. Seitdem mache ich mir Gedanken und beobachte die Ausscheidungen. 

Inzwischen habe ich begriffen, worauf man achten muss: „Fütterungsfehler“ bedeutet meistens nicht, das Futter zu wechseln, es sei denn, es gibt leicht erkennbare Fehler wie Fütterung mit Trockenfutter ohne die Bereitstellung von genügend Wasser. Ganz im Gegenteil bedeutet Futterwechsel meistens Stress für die Tiere, d. h. davon ist abzuraten. Es geht meistens eher darum, dem Futter etwas hinzuzufügen oder etwas davon wegzulassen, aber nicht alles.

Manchmal kann man von der Beschaffenheit vom Kot darauf schließen, was man dem Futter hinzufügen oder entziehen muss, damit die Beschaffenheit des Kots optimal ist. Optimaler Kot ist eine geformte, nicht zu feste, nicht zu weiche, nicht stinkende mittelbraune Wurst ohne Blutbeimischungen.

Ganz schlecht ist, wenn die Wurst zu fest ist. Denn dann entzündet sich der Darm, weil die schmerzende, harte Wurst die Passage blockiert. Das merkt man daran, dass die katze einen oder zwei Tage nacheinander keinen Kot ins Klo legt.) Der Darm entzündet sich. Diese Entzündung steigt, wenn sie chronisch wird, (und sie wird chronisch, wenn die Wurst nicht weicher wird) aufwärts  bis in die Pankreasdrüse und dann auch in die Leber. Man kann eine zu feste Wurst problemlos mit RC Fibre oder mit Maltpasten weicher machen und damit Darmentzündung verhindern. Das ist meine Erfahrung. Man braucht aber viel Erfahrung, um der Katze rechtzeitig anzusehen, warum sie „angefressen“ guckt. Doch spätestens dann muss man aktiv werden. Es ist wichtig, dass man SELBER aktiv wird, was das Erkennen der ursachen angeht. Denn Tierärzte können zwar die Symptome beseitigen oder mindern, aber sie können ihre Entstehungsursachen nicht erkennen, weil sie die Katze und ihre Haltungsbedingungen nicht kennen.

Die Halter müssen bei den Haltungsbedingungen auch auf das Umfeld der Katze achten, also auf den Raum, in dem sie sich bewegt. Es ist keineswegs so, dass die Haltung von Freigängern für den Halter leichter ist als die Wohnungshaltung, es sei denn er ist verantwortungslos und kümmert sich nicht. Eher ist Freilauf von Katzen für den Halter anstregender als Stubenhaltung – und das nicht nur, weil er die Katze suchen muss, wenn sie weg ist.

 Unser Rossi ist seit je her empfindlich am Magen (was man schon daran merkt, dass er auf alle Futter ausser den beiden, die sein Organismus frühzeitig zu verstoffwechseln gelernt hat, als Whiskas und Winston). Wenn der Freigänger Rossi erbricht oder Durchfall hat, muss man sich ZUERST das Erbrochene ansehen: Wenn sich darin Gras oder Pflanzen befinden, ist alles in Ordnung. (Es sei denn, er frißt übermäßig viel davon um ständig zu erbrechen, weil es ihn entlastet, weil ihm übel ist. Das sollen auch Katzen nicht, weil sie die Speiseröhre entzündet.) (Da er außerdem SDÜ hat und Carbimazol bekommt, muss man aber darauf achten, ob er die Pille auch von sich gegeben hat und sie gegebenenfalls noch mal verabreichen.) Dann gucken wir, ob er ein bekanntermaßen unverträgliches Futter gefressen hat. Wenn dies nicht der Fall ist, müssen wir weiter suchen. Im April – Mai erleben wir z.B. regelmäßig, dass Rossi bei optimaler Fütterung Durchfall hat und erbricht, also scheinbar grundlos. Es gibt aber immer einen vernünftigen Grund. Wenn man sich als Halter dann die Zeit nehmen kann, das Revier zu erkunden und sich Gedanken zu machen, findet man meistens auch die Ursache: Bei uns ist es die Kastanie im Nachbargarten, die zu uns herüberragt. Ihre harzigen Knospenblätter fallen im April ab. Sie kleben unter Rossis Füssen, wenn er draussen rumläuft, er bringt sie mit rein, beisst sie ab und verschluckt dabei das Harz. Sofort bekommt er Gastritis, was ich am hellbraunen dünnen Kot und am Erbrechen erkenne. Und was kann ICH dann dagegen tun? Meine beiden Kastanienharz-empfindlichen alten roten Kater bekommen dann 1 x täglich etwas gekochtes Hähnchenfleisch (vom Türken – warum sie das von Aldi und Penny nicht fressen wollen, weiß ich nicht) und 4 Globuli-große Kügelchen wie sie sich in den Kapseln von Omeprazol (Magenschleimhautschutz für Menschen) befinden. Bisher hat es immer gut funktioniert. Wenn es nicht funktioniert, gibt es eine andere Ursache für die Symptome Erbrechen und Durchfall. Dann muss man weitersuchen.

Ich empfehle auch, die Katzen regelmäßig (alle 4 Wochen) mit einer Babywaage zu wiegen. Denn dadurch merkt man frühzeitig, dass etwas mit dem Stoffwechsel oder dem Flüssigkeitshaushalt oder den Drüsen nicht stimmt. 

RenaLu im Mai 2020

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