Krümel

Everybodys Darling Krümel hat sich gestern auf die Socken gemacht…. Sie war meine (einzige) Privatkatze, wurde ab ihrem 2. Lebenstag von mir gesäugt, weil ihre Mutter am  Tage nach dem Werfen  ins Krankenhaus musste.  Krümel ist dank meines alltäglichen Einsatzes trotz SDÜ, Herzschwäche (sehr starke Arhythmie) und Arthrose überwiegend glücklich und entspannt fast 20 Jahre alt geworden. Was für eine wunderbare Katze! Noch eine! Sie mochte Katzen gar nicht, außer der geduldigen Busenfreundin Shiva, die sie oft und mit Begeisterung geärgert hat. Mignon, die Epileptikerin, hat sie außerhalb ihres Zimmers geduldet. Ihre letzte Nacht hat Krümel selber auch im Status epilepticus verbringen müssen.

Dafür mochte sie Menschen. Alle Freunde, Mitglieder, Helfer. Was Krümel mir alles beigebracht hat! Wie sie sich die Prinzessin zurücknehmen konnte, wenn es mir schlecht ging, wie gut sie mich trösten konnte!  Natürlich fehlt sie. Und sie hat ihren Platz frei gemacht.

Man braucht eine Weile, um es zu realisieren und sich daran zu gewöhnen, wenn die lieben kleinen Begleiter nicht mehr da sind. Vorige Woche haben wir noch gesagt, sie schafft die 20, weil es ihr gut ging. Vor 4 Wochen war sie noch neugierig auf dem Hof unterwegs:

oben: Krümel am 20. 6. 2018 auf dem Hof unterwegs

Diese Katze hatte ein gutes und halbwegs artgerechtes Katzenleben – wenn man davon absieht, dass sie nie Welpen gemacht hat. Sie durfte mich 20 Jahre lang terrorisieren, und ich habe ihr jeden erfüllbaren Wunsch erfüllt. Und sie durfte jeden Montag 3 – 4 Stunden lang auf Norma liegen. Die beiden hatten auch eine besonders innige Beziehung. Krümel wusste, wann Montag ist.

Ich vermute, dass Krümels plötzlichen Zusammenbruch dadurch verursacht wurde, dass sie nicht genug getrunken hat obwohl Wasser jederzeit gut erreichbar war – und dass ich es nicht frühzeitig genug bemerkt oder nicht konsequent genug durch Verabreichung von Flüssigkeit darauf reagiert habe. Ich habe oft erlebt, dass (alte) Katzen in solch heißen Sommern wie diesem nicht genug saufen, so dass man darauf achten muss, wie viel Flüssigkeit sie zu sich nehmen.

Shiva, Krümels einzige Freundin,  ist 2008 daran gestorben, dass wir nicht früh genug gemerkt haben, dass sie nicht genug trinkt. Als Rossi vor 4 Wochen kollabiert ist, war es auch so. Seitdem verabreichen wir ihm pro Tag 100 ml Katzenfuttersoßen (ohne Klümpchen), dazu frisst er Körnchen. Seitdem hat er 400 g zugenommen und ist wieder fit. Für den Halter ist es beschwerlich, wenn die Katze nicht von selber so viel trinkt wie sie zum Gesundbleiben braucht. Das sind mindestens 60 ml Flüssigkeit pro Tag, sagt Dr. Weber.  Im Zweifelsfall muss man durch Versuch und Irrtum auf eine Lösung kommen, die Halter und Katze hilft: Unsere Nachbarin sorgt z. B. mit der Bereitstellung von verdünnter laktosefreier H-Milch dafür, dass ihre Katze genug trinkt, weil sie das  mag. Wichtig ist nur, dass man an dem Thema „genug Flüssigkeit“ dranbleibt und darauf achtet. Auch der Kot der Katze gibt Auskunft über ihren Flüssigkeitshaushalt. Darüber will ich mal einen Artikel veröffentlichen. Denn jeder Katzenhalter guckt zwangsläufig täglich ins Katzenklo. Und es ist hilfreich für jeden Katzenhalter, wenn er das, was er im Katzenklo sieht, zu einem sehr frühen Zeitpunkt richtig interpretiert.

Oft genug führt Flüssigkeitsmangel zum Tod von Katzen. In Krümels Fall war es allerdings auch so, dass durch die SDÜ das Herz so geschwächt war, dass es die von mir verabreichte Flüssigkeit („Süppchen“) nicht mehr umwälzen konnte. Noch dazu konnte sie wegen Hüftarthrose schlecht laufen…. In diesem Fall war die Einschläferung zu diesem Zeitpunkt nach sehr kurzer Krankheit im Status epileptikus mit Sicherheit Erlösung.  Dazu ist es gekommen, weil ich ihr mehr Katzenfuttersoße verabreicht habe, also mehr Flüssigkeit  als ihr Herz noch umwälzen konnte. Die Flüssigkeit sammelt sich dann in der Lunge, und die Katze erstickt. Das ist ein häufiges Schicksal bei herzkranken Katzen, SDÜ-Katzen und bei vielen alten Katzen, meistens ausgelöst durch eine Infusion. Es ist bei vielen Tierärzten eine der gängigsten absichtlichen Tötungsarten. In meinem Fall war es das jetzt nicht. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Krümel die Fütterung mit püriertem Katzenfutter JETZT nicht mehr verträgt, weil es ihr vor 1,5 Jahren im ähnlichen Fall noch gut bekommen ist. Allerdings hatte sie damals durch Überdosierung von Thiamazol ausgelösten Durchfall, das war jetzt gar nicht der Fall, der Kot war eher zu fest.

Ich hätte es wissen müssen, denn bei TA-Besuchen achte ich darauf, dass eine alte Katze niemals mehr als 40 – 50 ml Infusionslösung bekommt. In diesem Fall war es aber so, dass die Katze die Soße GERN zu sich genommen hat. Trotzdem: Ich habe nicht gut aufgepasst. Meine Gewissensbisse halten sich trotzdem in Grenzen. Denn ohne meine ständige Bedienung dieser chronisch kranken Katze im  8-Stunden-Rhythmus, ohne die mehrmalige Hilfe von Dr. vom Hove (2009 und 2012) und TA Mikulska (2015 und 2016) hätte sie nicht bis zu ihrem Tod mit fast 20 Jahren ein angenehmes Leben gehabt.

Die Frage ist bei der Bedienung von chronisch kranken Katzen nicht nur, ob man es kann (also weiß, was man tun muss) sondern ob und wie weit man bereit ist, sich von der Bedienung vereinnahmen zu lassen. Bei mir ist diese Bereitschft zu Ende, wenn die Katze nicht mehr selber frisst und säuft und wenn daran auch durch die Veränderung der Medikation der Erst- und Zweiterkrankung nichts mehr zu ändern ist.

Als Krankenpfleger einer chronisch kranken Katze hat der Halter zumeist auch das Problem, dass es keinen Ersatzmann gibt, der die Bedienung der Katze übernehmen kann, wenn der Halter mal weg will oder muss. Dadurch ist das Ausmaß der Anbindung vom Halter an die Katze mitunter schwer erträglich. In der Konsequenz werden viele Katze eingeschläfert, weil der Halter die chronisch kranke Katze nicht bedienen kann oder will und oder weil es keine kompetente Hilfe für ihn gibt. Die Bereitschaft der Berliner, bei uns Katzenversorgung zu lernen, ist gering solange es nicht die eigene Katze ist, die die Bedienung braucht. Und wenn sie sie braucht, kann der geplagte Halter nicht innerhalb weniger Tage das Wissen erwerben, was er braucht. Daran ändert auch teure „Weiterbildung“ in Form von §-11-Erlaubnis nichts. Und auch nicht das Klammern an einem oder mehreren Tierärzten.

In jedem Fall entscheidet aber das frühzeitige Bemerken von Verhaltensänderungen am Tier und das richtige Reagieren darauf,  ob man als Halter Organschädigungen durch falsche Fütterung (und Haltung) verhindert bevor es überhaupt dazu kommt. Achtsamkeit,  Erfahrung und Können /Kenntnisse entscheiden in vielen Fällen darüber wie lange, wie gern und wie gut unsere vierbeinigen Freunde mit uns leben. Das gilt auch für uralte Katzen.

24.7.2018 renalu

Ich bin gespannt, welche Katze sich als erste ihren Platz erobert.

25. 7. 2018:

The winner is Pit.

Maja hat nur mal da rumgeschnüffelt und ist wieder gegangen.

 

 

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