Schöne Bescherung – was hilft?

Es weihnachtet. Das ist unser Fest des Friedens, der Familie und des füreinander da Seins. So sollte es ein.

Vielen Menschen geht es aber derzeit nicht gut, man getraut sich kaum, ihnen ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen, denn viele können sich nicht freuen.  

Auch der Tierschutz hat von der Bundesregierung mal wieder ein Ei ins Nest gelegt bekommen. 

Wir fragen uns, wem mit der jüngsten Erhöhung der Gebühren für Tierärzte geholfen sein soll und was sie bezweckt:

  • Um wie viel % steigen die Tierarztkosten 2022?

Antwort: zwischen 50 und 200 %. Dabei sind gerade die häufig stattfindenden und bisher preiswerten Grundversorgungsleistungen Leistungen wie Untersuchung,  Krallen schneiden, entwurmen, entflohen um mehr als 100 % teurer geworden. Das Einschläfern einer Katze kostet nun (siehe auch: Gebührenordnung für Tierärzte, herausggegeben vom Bundeslandwirtschaftsministerium und Infos der Bundestierärztekammer e.V. und Bericht im Tagesspiegel oben.) In Zahlen bedeutet es: die Kastration eines Katers kostet (bei unseren Tierärzten) nun ca 120 € statt 80 € und die von einer Katze ca 210 € statt 160 €. Das Einschläfern einer Katze / eines Katers kostet nun mindestens 50 €, natürlich ohne Voruntersuchung und Vorbehandlung. Die Voruntersuchung allein (ohne diagnostische Absicherung) wurde schon von ca 9 auf ca 24 herausgesetzt.  Es ist dem Tierarzt im neuen Gesetz ausdrücklich verboten, Privatpersonen Rabatt zu gewähren, egal wie bedürftig sie sind und auch egal,  wie krank die Katze ist und / oder sie selber. 

  • Was können Tierhalter machen, wenn ihre Katze/n so schwer erkrankt, daß sie tierärztliche Hilfe braucht? 

Hoffentlich nicht das, was eine arme, alte Frau im Kiez mit ihrem Kater gemacht hat: sie hat dem Diabetiker, als er nachts im Krampf lag, eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und ihn erstickt. Das war wohl ein irrer Akt der Verzweiflung, weil Hilfe nicht erreichbar war.

Mit erscheint es sinnvoll, wenn Tierschutzvereine in Zusammenarbeit mit ihren Tierärzten Strukturen aufbauen würden, damit Tierhalter mit kompetenten Ansprechpartnern reden und Zugang haben können zu (teuren) Medikamenten (wie Insulin, Thyronorm, Carbimazol,  u.a.), die aus Spenden generiert werden könnten. Denn die Ab- oder Rückgabe von kranken Katzen an Tierschutzvereine, die mit zunehmender Verarmung der Bevölkerung so gut wie gar nicht mehr vermittelbar sind, ist nicht sinnvoll. Katzen stapeln, das ist keine artgerechte Haltung! egal bei wem.

Und noch etwas bitte nicht: Keiner sollte sein Tier aussetzen, wenn es krank ist und teuer wird. Passiert das doch, kann das durch Chip-Pflicht mit Registrierung nicht verhindert werden, aber ein Chip könnte hilfreich sein bei der Enträtselung der Besitzverhältnisse eines gefundenen Tieres und seinem Werdegang.

Dem finanzielle Not leidenden Halter bleibt also wohl nur die Suche nach einem oder mehreren finanziell besser ausgestatteten Menschen  oder Vereinen, die die Tierarztkosten für das kranke Tier übernehmen wollen. Anfragen solcher Art erreichen uns zunehmend. Zuerst muss der Nachweis der Bedürftigkeit überprüft werden.  Dazu müssen wir die zugehörigen Halter kennen lernen. Dann schauen  wir, ob und wie wir helfen können.

Wir bemerken derzeit eine abnehmende Spendenbereitschaft für die Versorgung der Tiere von armen Tierhalter, was unserem guten Willen Grenzen setzt. Und nicht nur die Spendenbereitschaft schrumpft, sondern deutlich auch die Bereitschaft zur Mitarbeit von gesunden (= verfügbaren, belastbaren) ehrenamtlichen Helfern, die handwerklich geschickt, digital begabt, teamfähig, mit einem Fahrzeug ausgestattet sind und etwas anderes tun wollen als reden, also unbezahlte Arbeit tun wollen. Wer sollte so etwas heutzutage können und wollen? (Wir nehmen auch Sachspenden in Form von Katzenfutter, Zubehör, TA-Kostenübernahmen, Transportzusagen (Fahrdienste), Verwaltungsarbeiten, Briketts, Brennholz und eben dem, was allen hilft und uns von Arbeit entlastet. )

Viele Haustierhalter sind medizinisch interessiert und durch langjährige Tierhaltung tiermedizinisch vom Tierarzt vorgebildet.  Tierarztkosten können dadurch eingespart werden, daß Halter lernen, manche Pflegeleistungen am Tier selber zu machen. So erzählte mir unlängst eine Nachbarin, daß sie mit ihrem Hund nicht mehr zum Krallenschneiden geht, sondern sich eine Krallenschere gekauft hat und es nun selber macht. Das geht aber nur, wenn der Hund kooperiert. Bei Katzen dürfte das wegen der meist mangelhaften Kooperationsbereitschaft und den damit verbundenen Gefahren für den Halter eher die Ausnahme sein.

Wir halten es für sinnvoll, wenn Katzenhalter ein eigenes Sparbuch für Tierarztkosten anlegen, auf das sie monatlich 10 oder 20 €uro einzahlen. Dadurch spart sich im Lauf der Zeit eine Summe an, mit der sie Tierarztkosten begleichen können – oder womit sie wenigstens abgefedert werden können. Allerdings funktioniert das nur bei gut strukturierten, disziplinierten Haltern.

Wer eine Tier-Krankenversicherung abschließen möchte, sollte sich vorher das Kleingedruckte ganz genau durchlesen. Und hoffen, dass sie vor dem Notfall-Ereignis nicht schon wieder in Insolvenz gegangen ist.

Diese ganze Sache mit dieser drastischen Gebührenerhöhung hat aber auch noch einen anderen Haken: Menschen gehen nun eben seltener zum Tierarzt (z.B. zur Beratung),  sie strecken die Zeiträume zwischen regelmäßigen Nachkontrollen (wie z.B. beim Check vom T4-Wert, entwurmen, Krallen schneiden, Zahnstatuskontrolle, GBB u.a.), sie lassen sich was einfallen, wie sie sparen können. Die Leidtragenden davon sind dann durch ausbleibende Kunden die Tierärzte. Und die Tiere. Kann sein, diese Tierarztkostenerhöhung erweist etlichen Tierärzten einen Bärendienst, während die TÄ mit High-Tech und reicher Kundschaft davon profitieren. Grundsätzlich geht die Fahrt aber in Richtung von weniger Haustieren bei Haltern und abnehmenden oder veränderten Möglichkeiten der Hilfeleistung für Tierschutzvereine. Das wurde offenbar beim Bundesministerium, das sich diese GOTä ausgedacht hat, nicht mitbedacht. Vielleicht, weil keine Fachleute mit einschlägiger Eigenerfahrung am Werk waren sondern Juristen.

Django (oben, Diagnose Krebs), 18,5 Jahre alt, hat sich seinen umsichtigen, engagierten, klugen Halter gut ausgesucht. Das schafft aber leider nicht jede Katze.

Jetzt werde ich mich mit der juistischen Frage beschäftigen, ob Tierärzte wenigstens den Tierschutzvereinen noch Rabatte im Rahmen von Behandlungsverträgen gewähren dürfen ohne sich damit strafbar zu machen. 

Wir suchen einen Notar, denn unser alter macht es nicht mehr. Notare sind auch fachlich spezialisiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele gibt, die sich gern für Tierschutzvereine um die Veränderung von Eintragungen in die Registerrolle bemühen wollen. Aber wer weiß?

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