Tierhandel – Diskussion

Hiermit die Diskussion zum Thema „Tierhandel erschwert Tierschutz“. Bitte, schickt mir euren Beitrag dazu als  EMAIL an stadtkatze@arcor.de, ich tue ihn hier rein, wenns passt. Die Beiträge spiegeln nicht meine Meinung sondern die der Schreiber, ich (RenaLu) bin nur Moderatorin.

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Nicole Döhr (befreundet mit Stefan Klippstein und Bärbel Schlichting) per facebook  am 7. 7. 2014:  „Viel würde ein Kastrationsgesetz helfen zusammen mit einer Chipflicht. Einige Bundesländer haben das ja schon. Und Zuchtbeschränkung? Gewissenhafte Züchter planen meist erst den Wurf wenn sie schon Interessenten haben. Die „Hobbyzüchter“ sind da viel mehr ein Problem. Und selbst wenn man die Vermehrer irgendwie überprüfen könnte, sind da noch immer die: „Ups, meine Katze ist schwanger“ und die: „Na, einmal muss sie doch werfen“… Es sind einfach Massen an Baustellen und viele Leute wollen einfach nicht zuhören. „Kitten sind ja sooo süß!“ Und Straßenkatzen gibt es bei uns ja nicht, das sind alles Freigänger *kopfschüttel*

Kommentar: Ja, es gibt an vielen Baustellen viel zu tun, packen wirs an! Renate

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Von Jens Christoph, Vorstand beim Samtpfoten-Neukölln e.V. im Juli 2014:

Hallo zusammen,

gestattet mir hier bitte ein paar Worte, auch wenn der eine oder andere diese als unangemessen empfinden mag.

 Das Statement des THB ist doch im Grunde völlig in Ordnung, etwas grundsätzlich anderes hätte ich auch selbst nicht verfasst. Was mich aber schon länger viel mehr betroffen macht, ist ein anderer Zusammenhang.

 Nach meinem Verständnis ist der Tierschutz auch Teil des Problems, weil sich am Ende immer Mittel und Wege finden, die „überflüssigen“ Tiere loszuwerden. Umso einfacher dieser Prozess ist, desto mehr werden wir auch alle zu tun bekommen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass der Tierschutz sogar eine Art Sog erzeugt, denn heute weiß schließlich jeder, dass es im Zweifel Tierheime und zahllose private Organisationen gibt, die sich im Zweifel schon kümmern werden.

 Ein Weg zu mehr Tierschutz (um hier nicht den Begriff Tierrecht zu nutzen) geht nur über eine rigerose Eindämmung der „Nachproduktion“, über ein Haltergestz, über Versicherungspflichten und über – ja! – viel höhere Kosten als heute mit der Tierhaltung verbunden sind. Und wir, als vermeintliche Spezialisten, sollten das vorleben. Wer denn sonst, wenn nicht wir? Vermittlungen sollten nur dann erfolgen, wenn wirklich alles passt, wenn eine hochwertige Ernährung und eine medizinische Versorgung sichergestellt ist. Alles andere ist nicht im Sinne des betroffenen Tieres.

 Man hat heute ja schon fast das Gefühl, die Menschen würden eine Art Anrecht auf ein Haustier geltend machen. Es ist absolut selbstverständlich, dass sich jedermann Haustiere anschafft, selbst in Fällen, wo von vorneherein klar ist, dass im Erkrankungsfalle die medizinische Versorgung gar nicht gewährleistet werden KANN. Von einer vernünftigen Ernährung einmal ganz zu schweigen, ich bekomme von 80% der Menschen erklärt, hochwertiges Futter sei zu teuer.

 Natürlich sehe ich, dass es Notfälle geben kann, dass man vieles nicht voraussehen kann. Aber wir können deshalb nicht die Augen davor verschließen, dass wir hier ein grundsätzliches Problem haben. Die Haustierhaltung ist ein Massenphänomen – und genau hier liegt das Problem.

 Eine deutliche Einschränkung der Zucht, eine handfeste gesetzliche Regelung zur Haltung, höhere Kosten, ggf. eine Versicherungspflicht, etc. wiederum werden aber nie eine Flankierung durch die Politik bekommen, weil dort viel zu starke wirtschaftliche Interessen berührt werden. Selbstverständlich wird das so nicht bestätigt, aber das ist doch mittlerweile eine Binsenweisheit.

 Mit wem arbeitet denn der Tierschutzbund mittlerweile zusammen? Sind es nicht VION, Wiesenhof und etliche weitere? Ich kenne die Gründe dafür, ich kenne aber auch die andere Seite des Tisches und weiß, wie Unternehmen mit solchen Partnern umgehen. Der Deutsche Tierschutzbund unterliegt hier meiner Meinung nach einer kollassalen Selbstüberschätzung, wird von VION und Wiesenhof als Marketinghelfer instrumentalisiert und macht sich vor, gegen reine Kapitalinteressen mit der Labelpolitik für Verbesserungen zu sorgen.

 Solange die Instrumentalisierung also sogar im Tierschutz selbst so brillant funktioniert, kann man schlecht der Politik den Spiegel vorhalten.

 Jede Tierschutzinitiative sollte den Schulterschluss zu den Tierrechtsorganisationen suchen, aber dann auch entsprechend konsequent handeln. Ich glaube nicht, dass wir oder wer auch immer nach uns kommt, das Problem sonst jemanls in der Griff bekommt. Der Tierschutz in Deutschland ist viel zu passiv geworden, er ist Teil der Entsorgungs- und Verwertungskette. Und er verschärft das Problem, wenn er weiterhin problematische Vermittlungen ermöglicht. Wenn das nicht so wäre, würde die Industrie die Tierheime nicht so stark stützen (siehe Futtermittelversorgung). manche Kommunen kommen ihrer verpflichtung nach, andere nicht. TH München zeigt, wie es gehen kann, THB versagt da völlig. Aber das auf die Funddtierbetreuung zu reduzieren, ist auch zu kurz gedacht. Wir brauchen weniger Tiere. Generell und mit allen Konsequenzen.

 Oder? Ich lasse mich gerne umstimmen …

 by the way: Wenn das Tierheim oder ein anderer Betroffener hier im Verteiler ist: Das ist kein persönlicher Angriff. Dennoch sollten wir über solche unpopulären Positionen einmal reden dürfen.

 Liebe Grüße von Jens

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Einkaufen in Internet und Gutes tun. Ein kleiner Umweg bringt uns – dank Gooding – große Vorteile: http://www.gooding.de/organization/samtpfoten-neukoelln-e-v-6364

Samtpfoten Neukölln e.V., Vorstände: Ines Russew, Jens Christoph, Schudomastr. 9-10, 12055 Berlin

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Besuche bitte nur nach Terminabsprache – am besten Hausschuhe mitbringen und Leckerlies zu Hause lassen.

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 Und hier ein Beitrag von RA Ellen Apitz, die im Berliner Stadtkatzen e.V. Mitglied ist und auch 1 x pro Woche bei uns telefonische Bürgerberatung macht:

 Hallo zusammen,

Jens, partiell stimme ich Dir zu – ich träume auch von kompetenten Tierhaltern, die nicht das iphone kaufen statt gutes Futter oder gar die Abgabe in Betracht ziehen. Nicht weniger Tiere. Mehr Aufklärung ist nötig. Es ist nicht immer Ignoranz, oft auch Unwissen. Webseiten, die darauf ausgerichtet sind, wie die Leute heute ticken und „lernen“. Meist gibt es nur Broschüren zum Lesen, in denen immer die gleichen Grundlagen stehen. Dabei gibt es so viele andere Möglichkeiten. Kompetente Tierärzte wären wichtig, die entsprechend der GOT und der Berufsordnung auch unterhalb des Einfachsatzes abrechnen dürfen, weil ihnen die Tierärztekammer das erlaubt. Oder Tierärzte, die Raten akzeptieren wie wir alle. Nur Tierhalter mit gutem Einkommen? Warum soll die Rentnerin mit Minirente und viel Zeit keine Katze halten dürfen?

Ich bin auch genervt, wenn mir die nächste Schwangere erklärt, sie müsste ihre drei süßen Katzen abgeben, weil sie den 10 Jahre Tieren plötzlich  nicht mehr gerecht werden kann.  Man kann das mit den Versorgungsprobkemen auch als Ausrede benutzen. Eine Katze, die täglich immer wieder ihre kurzen  Schmuse- und Spieleinheiten kriegt und ein Dach über dem Kopf hat, ist sicher glücklicher als eine ausgesetzte oder eine im Tierheim in Stahlcontainer.

  Tiere sind wichtig für Menschen, anbei ein Aufsatz von Nestmann zum Überblick. Ich hab den Gedanken in einem juristischen Aufsatz zur Tierhaltung im Mietrecht aufgegriffen und viel positives Feedback erhalten. Klar, aus so was wird auch sofort ein Geschäft gemacht. Auf dem Mensch-Tier-Kongress von 2008 wurden damals schon „Schnelltherapiekurse“ kritisiert.

  Ich denke nicht, dass wir weniger Tiere brauchen, eher weniger unbedarfte Menschen. Wieso hat Berlin streunende Katzen bei mehr als 3 Millionen Einwohnern?  Menschen müssen einfach begreifen, wie wichtig Tiere für sie sind und dass Konsum nicht alles ist.

 Schöne Grüße von Ellen

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Die Seite wurde zuletzt geändert am 24 September 2014.