Handaufzucht von Neugeborenen

 

Handaufzucht von Neugeborenen

Juni 2012:

Kerstin hat wieder zu tun: Sie hat viel Erfahrung im Umgang mit der Aufzucht von gefundendenen Neugeborenen…

In diesem Fall hat eine Frau gestern (am 30. 7. 2012) gesehen wie ein Katze ihr Baby verloren hat. (?) Die Katze ist dann 5 Std lang nicht zurück gekommen. Die Frau hat das neugeborene zum TA gebracht, dort wurde es untersucht und für gesund befunden … und dann kam es in die Babyaufzuchtstation zu Kerstin…

 Das Kleine heißt inzwischen „Bigfoot“, es frißt tüchtig und brabbelt vor sich hin.

Seit heute niest das Baby, was uns nicht wundert….  neugeborene Babys brauchen die Antikörper, die in der Muttermilch enthalten sind! Katzenschnupfen usw. bricht meistens erst nach dem Ende der Säugeperiode aus … mit neugeborern zum Tierarzt zu gehen ist ziemlich kontraproduktiv, denn da versammeln sch ja alle Erreger von kranken Tieren… das gilt auch für die Unterbringung in nicht sterilen Pflegestellen aller Art… 

 Das beste wäre gewesen, den Findling einer jungen Mutter mit unterzuschieben, wenn die eigene nicht will oder kann… unsere Mütterund auch Katzen, die nicht geworfen hatten,  haben jedenfalls seinerzeit alles gesäugt, was Hunger hatte, auch erwachsene Kater, wenn wir nicht aufgepasst haben…

 Fotos: Copyright Kerstin, Juli 2012

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Nachtrag vom 4. 8. 2012:

„Bigfood“ hat einen Tag lang nicht ordentlich gesoffen, aber Kerstin hat ihm doch alle 2 Stunden künstliche Muttermilch aufgedrängt. Sie hat auch in ihrem Katzenbestand eine in dieses Baby ganz verliebte Katze gefunden, die ihn säugt und putzt. Zwar kommt aus den Zitzen anfangs nicht viel raus bei Katzen, die keinen Wurf geboren haben. Aber auch bei einer Nicht-Mutter-Katze kommt schließlich Milch aus den Zitzen, wenn lange genug daran gesaugt wird. (Ich habe heute gelernt, dass das bei Menschen auch so ist und im Mittelalter dazu benutzt wurde, menschliche Babys zu retten, wenn die Mütter im Kindsbett gestorben waren…)

Das ist ein genialer Schachzug der Natur, denn NUR SO bekommt das Kleine die Abwehrkräfte der säugenden Katze ab und überlebt im Erkrankungsfall… Unser kleines „Bigfoot“ hat seine Krise auch überlebt und ist jetzt gesund und munter. Natürlich reicht das Milchangebot der Leihmutter nicht aus, deshalb verabreicht Kerstin weiter künstliche Muttermilch. Aber diese ist sehr klebrig und von Menschen schlecht wieder runter zu kriegen. Gut also, dass die Leihmutter wenigstens schon mal wäscht – und auch den Urin absaugt…

 Es hat auch schon Freunde gefunden…

Nachtrag: „Bigfoot“ hat die handaufzucht gut überlebt. Er heißt jetzt „Schlumphine“, denn er ist ein Mädchen. Sie verlebt eine glückliche Kindheit bei kerstin und wartet nun darauf, dass sie ein schönes neues Zuhause findet…

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Und noch ein Nachtrag von Kerstin (Oktober 2012):

Katzenbabys, ach wie süß?..

 Katzenbabys, ach wie süß, das höre ich immer wieder, wenn ich erzähle, was ich so als Tierschützerin treibe.

 Ich versuche kleinen Katzenwaisen einen guten Start ins siebenfache Katzenleben zu ermöglichen und dazu gehört auch, dass ich ganz kleine Kitten mit der Flasche großziehe.

 Das hört sich jetzt ganz putzig an, ist aber ein Fulltimejob, der 24 Stunden in Anspruch nimmt.

 Alles, was mein Leben sonst so ausmacht, muss hintenan gestellt werden, privates, wie auch anderes. Da wird dann schon der eine oder andere Arzttermin verschoben, weil sonst die Flaschenzeit durcheinander kommt. Denn je nach Alter der Kitten, mein jüngstes dieses Jahr war 24 Stunden alt, wird alle 2 Stunden gefüttert. Später dann alle 3 Stunden und mit 4 Wochen kann man dann die Zeit auf 4 Stunden schieben.

 Heißt aber auch nachts und das vergessen viele.  Da Schlumpfine vor 6 Wochen zu mir kam, die vier kleinen aus dem Wedding (3 Wochen alt) 3 Wochen später und die Tierheimpäppelkinder  (auch 3 Wochen alt) noch eine Woche später, habe ich also seit 6 Wochen keine Nacht mehr durchgeschlafen, da ich alle 3 Stunden auf bin und Flaschen fertig mache für 9 hungrige Mäulchen. Aber Schlaf wird sowieso überbewertet.

 Doch zum erfolgreichen Großziehen dieser Rasselbande gehört auch die Kontrolle, was hinten wieder rauskommt und das ist ebenso wichtig wie das vorne reinbringen!

 Denn spätestens nach 3 Tagen der Ankunft und Umstellung von Muttermilch auf Aufzuchtsmilch, muss so ein Katzenkind koten, ansonsten bekommt es Verstopfung und stirbt. Das Urinieren klappt eigentlich immer fast von selbst.

 Diese kleinen Waisen werden meistens draußen geboren und haben da dann schon allerhand mitgemacht. Von Schnupfen bis Durchfall, Flöhen, Würmern  und Milben ist meistens alles dabei. Da muss dann schnell gehandelt werden und das Immunsystem gestärkt, das Ungeziefer beseitigt und die Krankheiten bekämpft werden, denn sonst hilft die beste Milch nichts und die Kleinen schaffen es nicht.

 Apropos Milch. Wichtig ist Katzenaufzuchtsmilch und dann auch immer nur bei einer Sorte bleiben. Da es zwar verschiedene Anbieter gibt, aber die Zusammensetzung doch Unterschiede aufweist.

 Und hat sich ein Katzenkind erst einmal an die Nichtmuttermilch gewöhnt, sollte man nicht umstellen, auch, wenn die andere vielleicht billiger ist. Es kann zu Durchfall und Erbrechen kommen und das schädigt diesen kleinen Körper wieder ungemein.

 Und nun noch die finanzielle Seite. Ich werde immer wieder gefragt, ob man davon leben kann, wenn man Katzen vermittelt. Leben? Das ist ein Verlustgeschäft und ich als Betriebswirtin müsste eigentlich sagen, Stopp, alles, was mehr kostet, als es einbringt, sollte  man lassen. Aber Tierschutz bringt nichts ein, außer viel Liebe und Dankbarkeit.

 Doch bringen wir es auf den Punkt. So ein Katzenbaby kostet bis zur Abgabe mit ca. 8-10 Wochen:

 80,00 € für Aufzuchtsmilch (ohne Feuchttücher und Kleenextücher)

 8,00 €  für Feucht- und Trockenfutter

 10,00¤ für Katzenstreu

 8,00 €  für Entwurmungsmittel

 20,00 €  für die Erstimpfung

 25,00 € für die Folgeimpfung

 Gesamt: ca. 151,00 € (für 1 Katzenkind!)

 Da sind dann keine zusätzlichen Arztkosten wie z. Bsp. für Schnupfen oder Durchfall etc.  enthalten, kein Spritgeld und keine sonstigen Kosten.

 Für ein vermitteltes Katzenkind bekomme ich aber nur 55,00 € Schutzgebühr.

 Nun kann man sich ja mal einen Taschenrechner zur Hand nehmen und mal diese Zahlen gegenüberstellen. 

 Und ich habe dann nicht ein Katzenkind zu versorgen, sondern im Moment sind es 12 Kitten.

 Ich könnte ein anderes Auto fahren und meine Hütte sehe auch anders aus, wenn ich keinen Tierschutz machen würde, aber ich tue es, weil mir Tiere am Herzen liegen und ein kleines Auto tut es auch.  Meine gesamten finanziellen Mittel stecken im Tierschutz und ich bin immer froh und dankbar, wenn ich dann mal Sach- oder auch finanzielle Spenden bekomme.

 Wenn man nun diese Punkte beachtet, sich darauf einstellt, dass man keine Zeit mehr für sich hat, sondern rund um die Uhr Flaschen kocht und Popos wischt, seine finanziellen Mittel komplett  hier hineinsteckt, dann kann man sagen, Katzenbabys, ach wie süß, so etwas will ich auch machen.

Falls Sie meine Arbeit unterstützen woll, bitte überweisen Sie eine Spende an „Berliner Stadtkatzen eV“, Konto Nr. 64 78 61 101 Bankleitzahl 100 100 10 mit dem Stichwort „Handaufzucht“. Herzlichen dank für Ihre Unterstützung!

Größere Sachspenden nimmt entgegen: Sabine Schulze, Tel. 782 63 97.

Die Seite wurde zuletzt geändert am 18 Oktober 2012.