Stadtplanung 2014 im Karree und überhaupt

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Es gibt sie noch, die Gärten in unseren Karees, Grünflächen, auf denen sich die Anwohner zum Quatschen, zum Kaffeetrinken und zum Grillen treffen. Lebensraum, der ihrer Entspannung und ihrem Wohlbefinden dient. Hier ein paar demnächst historische Fotos von den Grünflächen in unseren Karrees.

Da, wo die begrünten Hinterhöfe der Wohnhäuser  zusammenstoßen, bilden sie parkähnliche Gärten. Das genießen alle Anwohner. Sie sitzen dort, sie treffen sich dort mit Nachbarn und Freunden, sie trinken dort Tee oder Kaffee und im Sommer auch zum Grillen.

Seit Jahren werden wir dabei zunehmend genervt von Bautätigkeit. Gebaut werden teure Eigentumswohnungen für globalisierte Investoren. Neuerdings werden dabei auch solche Grünflächen bebaut, deren Bebauung bisher verboten war.

Nun ist wohl bald Schluss mit Gärten, Gemütlichkeit und Zuhausegefühl in unseren Karrees, denn Berlin hat offenbar klamm heimlich das Wiedererrichtungsverbot für im Krieg zerbombte Hinterhäuser / Quergebäude  aufgehoben, so dass jetzt Invest-Immobilien auf den kleinen Grünflächen hinter unseren Häusern und im Innern unserer Blocks hochgezogen werden dürfen. Wir gucken also demnächst auf Wände statt auf Bäume und Grün. In den unteren Etagen wird es dunkler. In den Gärten zwischen den Häusern fehlt die Sonne.

Südlich von uns entsteht jetzt gerade ein 6-geschossiger Neubau. Es ist der erste Neubau in unserem Karree, der auf einem Hinterhof errichtet wird, da, wo im Krieg das Quergebäude weggebombt wurde. Dieses Grundstück ist sehr geschichtsträchtig (denn die Bewohner des weggebombten Hinterhauses konnten dieses nicht mehr verlassen als die Brandbombe einschlug), die alten Nachbarn können davon erzählen.

Dieser Neubau könnte mir eigentlich egal sein, denn ich werde das neue Haus von unserem Garten aus nicht sehen können, weil Bäume davor stehen. Es steht aber genau südlich von uns und wird uns dadurch das bisschen Mittagssonne nehmen, das jetzt noch bei uns ankommt. Es wird dann wohl im Sommer schon um 16 h dämmern und nicht wie bisher erst um 18 h.  Weniger Licht bedeutet, dass weniger wächst. Bäume und Grünpflanzen wirken wie Schalldämpfer – und ihr Fehlen wird uns fehlen, denn die nun neu entstehende Brandmauer neben dem Kindergarten wird den mitunter extremen Lärm von da jetzt verstärkt in unsere Richtung zurückwerfen. Den zukünftigen Mietern von japanischen oder russischen oder allen möglichen anderen nichteuropäischen und „heuschreckenartigen“ (frei nach Müntefering) Investoren wird das egal sein, denn sie sind ja nicht betroffen und bleiben ja auch nicht lange.

Dieser Neubau ist mir nur deshalb jetzt eben nicht egal, weil die leidenden Anwohner seit langer Zeit meine Nachbarn und Freunde sind. Sie tun mir leid, weil sie nicht verstanden, übersehen, übergangen, mit Lärm + Bauchemie terrorisiert und zudem auch noch veralbert werden. (Die Baufirma hatte jedem eine Tafel Schokolade an die Haustür gehängt als „Bedankung für die Geduld im Ertragen der Bautätigkeit“. Die Anwohner haben sich dadurch wie Kleinkinder behandelt und veralbert gefühlt.) Diese neue Baustelle ist mir auch nicht egal,  weil wir allesamt in diesem Kiez jetzt erst einmal für mindestens die nächsten 25 Jahre genug mit Baulärm durch Abriss von preiswertem Mietwohnraum und Neubau von teurem Eigentumswohnungen traktiert worden sind. Das geschieht derzeit eben an vielen Stellen. Immigranten und Globale Investoren kaufen. „Kapitalflucht“ heißt es in manchen Fällen. Bei anderen ist es nicht ganz klar. Hier bei uns und im Prenzelberg kaufen zunehmend Russen, in anderen Bezirken auch Israelis, das hörte ich gestern von unserem Postboten, in anderen Japaner, uvm. Wir haben nichts gegen Russen, Japaner und alle anderen Ausländer der ganzen Welt solange sie uns nicht unsere Infrastruktur wegkaufen und uns Lebensumstände aufzwingen, die wir nicht mögen. Wir mögen gern die Durchmischung unseres Kiezes mit Fremden aus aller Welt solange sie aus allen Herkunftsländern kommen, Deutsch können oder zu lernen bereit sind, Lehrer, Zahnärzte, Handwerker und Pc-Fachleute sind, also „normale“ Leute und eben Mieter, die hier leben wollen – und nicht sich durch unsere Verdrängung bereichern.

Wir Anwohner hier haben die Nase jetzt auch gestrichen voll von jedweder Vernichtung unserer Lebensqualität durch Abriß und Neubau und erst recht durch „Nachverdichtung“. Wir haben überall genug von unserer Verdrängung und kurzsichtiger,  dummer, lebensfeindlicher, Berliner-feindlicher Stadtplanung.

Wir möchten die Häuser, in denen wir wohnen, nicht räumen für Abriss und Luxusneubauten. Wir möchten hier wohnen bleiben, wo wir seit 20, 30, 40 und 50 Jahren, teilweise in der 3. und 4. Generation als Mieter wohnen. Wir wollen keine einzige weitere Grünfläche durch Neubauten in unseren Karrees verlieren. Wir wollen auch nicht jeden Sommer immer wieder mit Baulärm gequält werden dadurch, dass ältere Mietshäuser mit preisgünstigen Mieten abgerissen und durch neue, teure Eigentumswohnungen ersetzt werden – wie es in den letzten Jahren hier geschehen ist. Wir möchten keine rasant steigenden Mieten, denn das macht das soziale Gefüge unserer Lebensräume kaputt. Unser Zuhausegefühl wird zerstört, was verständlicherweise keinen Baumenschen und keinen Investor interessiert. UNS interessiert es aber – und das sollte es deshalb unsere Politiker auch.

Es kann doch nicht im Ernst einer, der mit gesundem Menschenverstand ausgestattet ist, meinen, dass es Einheimische gibt, die aus ihrer Wohnung lieber auf eine Mauer gucken als auf eine Grünfläche. Gerade Berliner mögen doch keine Mauern vor ihrer Nase!

Uns ist klar, dass Eigentümer ihre Immobilien verkaufen, wenn man ihnen genug Geld dafür bietet. Das können wir nicht ändern. Angesichts der Renditen, gibt es wohl auch keinen Grundstückskaufpreis, der von Investoren nicht bezahlt wird. Es droht uns also der Aufkauf und Abriß aller Alt- und „Sozial“bauten in unserem Kiez; es droht uns, dass sie wie gehabt abgerissen und durch Luxusbauten für Wohlhabende (Kapitalflüchtlinge) und Investoren ersetzt werden. (Mit der Umwandlung von Mietswohnungen in Eigentumswohnungen hat die Sparkasse bei unserem Haus nebenan (Nr. 9) vor ca 30 Jahren angefangen! Und die Vertreibung der Mieter wurde dort mit wenig zimperlichen Mitteln getätigt.) Die Anwohner dieses Kiezes beobachten die Aktivitäten der Investoren mit großer Genauigkeit.

Hier wird nun eine Wiese bebaut ohne dass die umliegenden Anwohner vorher dazu befragt wurden. Etliche der Anwohner sind älter und nicht ganz gesund. Auf ihre Bedürfnisse wird keine Rücksicht genommen. So ganz zufällig wurde bei diesen Bauarbeiten auch die Kellerwand der 81 Jahre alten Bewohnerin beschädigt, deren Wohnung parterre an die Baustelle grenzt. Der flüssige Beton floss in ihren Keller (siehe Foto unten Nr. 1) anstatt in den zur Stabilisierung des Nachbarhauses gebohrten Schacht. Ihre Wohnung ist die letzte noch nicht sanierte in diesem Haus, das demselben Eigentümer gehört wie die Baustelle. Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt!

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Es droht uns jetzt in Berlin noch weitere, ununterbrochene Bautätigkeit in unseren Karrees solange weiter ge-/verkauft, abgerissen und neu gebaut wird; es droht die Einbetonierung und Bebauung aller für Spekulanten interessanten Flächen.  Aber wir sind Berlin – und wir wollen nicht wie Paris oder andere Betongroßstädte werden! Gerade das viele Grün in unserer Stadt macht den Charme von Berlin aus.

Wir haben nun angefangen darüber nachzudenken, wie wir uns helfen können. Gegen jede für unsere schöne Stadt schädliche Bauerei können nur bodenständige ortsansessige Wahlberechtigte etwas ausrichten: und zwar nur solange es diese in Berlin noch gibt – und indem sie für veränderte gesetzliche Grundlagen in Sachen Baugenehmigung in Berlin sorgen. Erreicht werden muss, dass der in Berlin gemeldete Anwohner in Baugenehmigungen einbezogen wird. Und dass grundsätzlich keine Bebauung von Grünflächen, Gärten und Erholungsflächen erlaubt wird.

Der ganze Kiez redet! Alle Anwohner hier sagen: „Nein, mit diesem Bauen, das geht so gar nicht! Wir brauchen Politiker, die das hören können. Und die so intelligent sind, dass sie sich denken können, was passiert, wenn sie die Meinung ihrer Wähler nicht beachten.“

Bitte, Leser dieser Seite, verhindern Sie überall die weitere Zerstörung von Grünflächen durch Bebauung in der Stadt durch Beteiligung an dieser Unterschriftensammlung gegen „Nachverdichtung“ (so wird in Neudeutsch die Bebauung der Räume zwischen unseren Häusern genannt).

640-2012-07-Anna-Kater-Garten 016 Unser ganzer Kiez ist so richtig sauer über die neue Baustelle. Kein einziger Mensch hier (und in ganz Berlin) möchte, dass unsere Gärten zerstört und Grünflächen verkleinert werden. Es ist also nur eine Frage der Organisation.

 Hier noch ein paar Bilder von „Vorher – nachher“:

Unten: Hier der Blick auf unser Nachbargrundstück, dessen hintere Hälfte bisher noch nicht verkauft wurde und das als Erholungsraum von den Anwohnern (und allen Tieren in diesem Karree) benutzt wird. Unsere große Sorge ist, dass auch hier dem Hauseigentümer so viel Geld für die hintere Hälfte seines Grundstücks geboten werden könnte, dass er verkauft (oder eben später seine Kinder). Das wäre das Ende unseres Karree-Paradieses an dieser Stelle. Und auf diesen Fall, dass sich unser Nachbar zur Linken (südlich gelegen!) auch getrauen sollte, den hinteren Teil seines Grundstücks an einen Investor zu verkaufen, darauf bereiten wir uns nun schon mal vor.

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 Unten: Als diese große Tanne auf dem Foto unten (links) vor Baubeginn gefällt wurde, haben die Anwohner die Polizei herbeigerufen. Die Polizisten haben gesagt, das Fällen dieser Tanne sei genehmigt. Da könne man nichts machen. Der Garten wurde zerstört! Und das für einen Invest-Neubau, den von uns hier keiner will!

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Statt Garten  haben wir nun das:

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Die „neuen Nachbarn“ scheinen auch nicht zu begreifen, dass wir keine neuen Nachbarn möchten sondern die alten Grünflächen behalten. Politiker, kümmert euch darum, was eure Wähler wollen! Denn Verlust von Grünflächen durch zusätzliche Neubauten  zwischen unseren Häusern, das  will in unserer Stadt gar keiner!

Auf dem Foto unten sieht man Frau König in ihrem Garten sitzen. Ein Teil davon ist der Baugrube zum Opfer gefallen. Ein Bauzaun in ihrem Garten schützt sie. (Wovor?) Und dann bekam sie jetzt noch ein Mieterhöhung von ihrem Vermieter, der derselbe ist wie der Bauherr. Denn der Eigentümer von Nr 12 hat dem Nachbarn (Nr 13) die hinter dem Haus gelegene Wiese abgekauft um dort Eigentumswohnungen zu errichten. Das bedröhnt, beschallt und beschäftigt nun das ganze Karree und auch die benachbarten.

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Leser unserer Seite, bitte, beteiligt euch JETZT  an der Unterschriftensammlung für ein ähnliches Bauprojekt in Charlottenburg / Wilmersdorf, wo auch andere gartenähnliche Grünflächen bebaut werden sollen (in dem Fall von Becker & Kries) Es ist auch wohl an der Zeit, BI zu gründen, die berlinweit arbeiten und mehr am Grundsätzlichen als am Einzelfall, also an einem grundsätzlichen Bebauungsverbot für Grünflächen in der City. 7. 9. 2014

Bitte, unterschreiben Sie diese Petition an Bausenator Herrn Müller, auf die Bebauung von Grünflächen in Berlin zu verzichten. Hier entsteht auch nicht, wie behauptet, sozialer Wohnungsbau sondern Eigentumswohnungen ab 400.000 € für Investoren – wir mögen aber auch sozialen Wohnungbau nicht, wenn dafür unsere Gärten oder Grünflächen zerstört werden! Es gibt ja auch keinen vernünftigen Grund dafür, mehr Menschen am Ku’Damm anzusiedeln als dort ohne Veränderung der vorhandenen Strukturen Platz finden können.

Und wenn Neubau: Dann bitte auf schon versiegelten Flächen oder an Stellen, wo es keine Anwohner gibt, deren Lebensqualität sich durch die Neubauten verschlechtert. Und  in der City in die Höhe statt in die Breite. Nachbau in die Breite bitte ins Umland – mitsamt allen Arten von noch zu schaffender  infrastruktureller Anbindung.

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Hier der Link gegen die Nachverdichtung  in der Cornelsenstr. in Wilmersdorf:

Unsere Politiker befinden sich derzeit offenbar im Tiefschlaf. Wie lange noch?

Es könnte alles einfacher sein, wenn wenigstens die Bauherrenbedürfnisse mit den Bedürfnissen der Anwohner abgestimmt würden und die Anwohner ein Mitspracherecht hätten bei der Auswahl und Form der neuen Immobilie…. Aber lebensfeindliche, blöde Bauerei ohne Berücksichtigung der Bedürfnisse der Anwohner, das geht eben nicht.

Jedenfalls nicht in Berlin.  Berliner sind anders.

Deshalb bin ich damals aus meiner Geburtsstadt Bonn nach Berlin abgewandert als Berlin noch kein Renner für Investoren war. 1971 hat meine erste Miete für eine 2-Zimmer-Wohnung mit Balkon in Reinickendorf 130 DM betragen.

Wie und wovon will denn wohl unser Land die Mieten für seine Hartzer in Zukunft bezahlen? Von seinen Einnahmen aus Invest-Bautätigkeit? Deshalb müssen hier dauernd alte Häuser abgerissen und neue für die globalen Reichen gebaut werden?! Das verstehe ich alles nicht! Wird das Ende des Nationalstaats auch das Ende des Sozialstaats?

Es gibt noch sehr viel zu sagen zu diesem Thema. z.B. wo denn die jungen Leute hin sollen, die hier in Berlin starten und Neues ausprobieren wollen, also die, die der lebendige und kreative Motor dieser Stadt sind und die mit teuer und piefig nichts im Sinn haben.

Angesichts unserer nun schon jahrelangen Bauerfahrungen  in diesem Kiez, müssen wir hier doch unbedingt noch etwas zu lesen geben, was mich heute morgen erreichte: Wie unser Senator für Bautätigkeit und Stadtentwicklung beschreibt, was  hier geschieht: Betreff: Klimaaanpassung, Broschüre 1-34 Seiten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt:

Michael Müller

Muellers-Stadtentwickung 2014

Fotobalken

Und noch ein Nachtrag vom 23. 9. 2014:

Heute morgen erfahre ich aus dem Radio, dass unsere bürgerlichen Parteien schwer an ihrer Abschaffung arbeiten:

Es wurde gestern angeblich eine schnelle Mietpreisbindung für Berlin verabschiedet – was wir ja wollten, damit die Heuschrecken wieder verschwinden anstatt mit Erlaubnis unserer Regierung bewohnte Mietshäuser in leer stehende Eigentumswohnungen als Spekulationsobjekte umzuwandeln (Das kommt natürlich jetzt gerade besonders gelegen, da wir ja die zuströmenden Asylanden in diesen leer stehenden Luxuswohnungen von „Global invest“ so gut unterbringen können).

Die Mietpreisbindung, die gestern verabschiedet wurde, ist aber ein Witz und dient damit mehr der Vortäuschung von Aktivität als dem Bedarf dieser Stadt und / oder den Wünschen ihrer Bewohner.

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